UB Dreikönigstreffen
Harsche Kritik an Gemeindepolitik


 Beate Arwanitaki-Mirbeth

 

Statt am Dreikönigstag hatte die UB Beratzhausen diesmal am darauffolgenden Sonntag zu ihrem traditionellen Dreikönigstreffen in das Landgasthaus Seitz Friesenmühle eingeladen. Auf der einen Seite stand an diesem Abend der kritische Rückblick und auf der anderen Seite stand die Planung der kommenden Schritte. Basierend auf den von den Gemeinderäten vorgetragenen Informationen wurden die einzelnen Punkte aus dem politischen Leben lebhaft, kritisch, konstruktiv und manchmal auch kontrovers diskutiert.

Auf dem am Vormittag stattgefundenen Neujahrsempfang sei die Kommunalpolitik gerade einmal zwei Minuten lang gestreift worden, leitete der erste Vorsitzende der UB Michael Eibl seinen kritischen Jahresrückblick ein und freute sich, daß bei den Unabhängigen Bürgern für die Fokussierung der politischen Ereignisse ein Zeitfenster von mindestens zwei bis drei Stunden vorgesehen ist, um die Dinge im Detail zu beleuchten und umfassend zu diskutieren. Mit dem Gedicht „der Idealist“ von Franz-Xaver Staudigl verwies er darauf, daß es sich bei den UB'lern um Idealisten handelt, die bereit sind, sich für die Gemeinde zu engagieren. Gleichzeitig gab Eibl angesichts der derzeitigen Situation in der Gemeinde zu bedenken, daß in kritischen Situationen auch immer deutliche und sachliche Kritik notwendig sei. Doch bevor man sich den Problemen zuwendete freute sich der erste Vorsitzende zunächst einmal über das für die UB erfolgreiche 2010, denn im Schnitt hatte man mindestens eine Veranstaltung pro Monat auf die Beine gestellt. Jubiläum feiert in diesem Zusammenhang die Veranstaltungsform „UB vor Ort“, die die Möglichkeit offeriert Probleme direkt vor Ort aufzugreifen. Eibl ließ bei dieser Gelegenheit nochmals alle Veranstaltungen Revue passieren.

Konzept zur Ortsentwicklung fehlt
Nach dieser erfreulichen Bilanz wandte sich der UB-Vorsitzende dem politischen Geschehen zu und bemängelte das Fehlen eines durchdachten Konzepts zur weiteren Ortsentwicklung, das eine Weiterentwicklung der Gemeinde in kleinen und überschaubaren Schritten ermöglichen würde. Als Negativbeispiel führte er hier den Herausfall aus der Städtebauförderung an. Früher habe man es immer wieder geschafft durch die Realisierung kleinerer Projekte in diesem Förderprogramm zu verbleiben, um die Vorteile nutzen zu können, erinnerte er an die Vergangenheit. Harsche Kritik übte er an den Verstößen gegen die Gemeindeordnung. Rechtlich gesehen müssen Anträge innerhalb von drei Monaten durch den Gemeinderat behandelt werden, dies wurde jedoch in mehreren Fällen nicht praktiziert, erläuterte Eibl und führte als ein Beispiel den Antrag der Unabhängigen Bürger auf Einrichtung eines Jugendtreffs, die Bestellung eines Jugendbeauftragten und den Beitritt zum Verein für Jugendarbeit an, der nun schon sein einjähriges Jubiläum feiern kann und noch immer nicht behandelt wurde. .„Das ist Vorsatz, der Bürgermeister will diesen Punkt nicht auf die Tagesordnung der Gemeinderatssitzung setzen“, folgerte der Vorsitzende. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde dieser Antrag nochmals ausführlicher behandelt, wobei das Ehepaar Wittl die Meinung vertrat, daß ein Jugendtreff in Beratzhausen überflüssig sei. Mit dem Hinweis auf die Jugendlichen, die eben keinem Verein beitreten wollen und dennoch aufgefangen werden müssen, zumal es auch in Beratzhausen ein Drogenproblem gibt untermauerte der UB-Vorsitzende den Antrag und verwies zudem auf die geplante qualifizierte Betreuung in Räumen, die von den Jugendlichen kostengünstig selber renoviert und gestaltet werden sollten. Einen weiteren rechtlichen Verstoß sah der Referent im Fall „Sanierung Wiendl-Haus“ gegeben, da die umfangreiche Sanierung zunächst im Gemeinderat abgelehnt worden war und der Punkt dennoch in der darauffolgenden Sitzung erneut auf die Tagesordnung gesetzt wurde, obwohl sich der Sachverhalt in keinster Weise geändert hatte. Hans Spies wollte nun wie auch noch andere wissen, warum man in diesen Fällen keine Dienstaufsichtsbeschwerden schreibt.

Verantwortungsloser Umgang mit Finanzen
Scharf kritisiert wurde beim Dreikönigstreffen zudem der aus Sicht der UB verantwortungslose Umgang mit den Finanzen, was an dem Beispiel Gemeinschaftshaus Pfraundorf verdeutlicht wurde, das zwar aufgrund der interfraktionellen Beratungen aus dem Haushalt gestrichen, aber trotzdem vom Bürgermeister wiederum in den Finanzplan eingetragen worden war. Kein Verständnis zeigte Eibl zudem für die Tatsache, daß die Abrechnung der Straßen am Zehentberg immer noch nicht vorliegt, ebenso wenig wie für die Vorgehensweise hinsichtlich der Berechnungen des Straßenbaus in Schwarzenthonhausen und Hardt. Die Haushaltssituation sei nicht zu unterschätzen, mahnte der UB-Vorsitzende, da eine Neuverschuldung lediglich durch eine Nichtumsetzung und somit Verschiebung der geplanten Projekte vermieden wurde. Das kulturelle Leben in Beratzhausen sei positiv zu betrachten, doch Sorgen bereite ihm die Poliltik, endete er seine Ausführungen und bezeichnete es als richtigen Weg, trotz aller Widrigkeiten weiter zu machen und nicht locker zu lassen.

Schäden vorher erkennbar
Gemeinderat Alois Dürr referierte an diesem Abend über das Wiendl-Haus und das Gemeinschaftshaus in Pfraundorf. Die UB sei immer für die energetische Sanierung gewesen, nicht jedoch für den grundlegenden Umbau, konstatierte der Fraktionssprecher und wunderte sich, wieso man die offensichtlichen Mängel am Dachstuhl und im Keller nicht bereits bei der ersten Sanierungskalkulation gesehen hatte. Er ging daher davon aus, daß so das ganze Projekt ganz einfach schönrechnen wollte und ging davon aus, daß die .Sanierungskosten im Endeffekt bei rund einer Million Euro liegen werden. „Was ist das Haus nach der Sanierung wert“ wollte da gleich Walter Fleck wissen und war sich zugleich sicher, daß die Wertsteigerung nicht der Investitionssumme entsprechen wird. Als Glücksfall für die Gemeinde bezeichnete Hermann Wittl das Gebäude, doch er monierte, daß man nicht intensiv genug nach Zuschußmöglichkeiten suche.

Gleichbehandlung für alle
Die UB sei nicht generell gegen den Bau eines Gemeinschaftshauses in Pfraundorf, wenn der Bedarf erwiesen ist, lehne jedoch die derzeitigen Modalitäten ab, stellte Alois Dürr nochmals klar. Derzeit sei vorgesehen, daß die Gemeinde Bauherr und Eigentümer ist, erläuterte er und kritisierte zudem, daß ein Vertrag über die Übernahme der Unterhaltskosten durch die ARGE rechtlich sehr fraglich ist, da im Falle ihrer Auflösung wiederum die Gemeinde die Kosten tragen muß. Außerdem stellte er die Frage in den Raum, ob nicht der Anbau einer Turnhalle an das Sportheim eine sinnvollere Alternative wäre. Gleichzeitig kritisierte er die Kostenaufstellung, da die Abbruchkosten für das alte Schulhaus nicht berücksichtigt wurden, jedoch die Zuschüsse für den Abriß sehr wohl auf der Haben-Seite auftauchen. Aus seiner Sicht geht es zudem um die Gleichbehandlung aller Vereine und daher dürfte das Gemeinschaftshaus in Pfraundorf ebenfalls nur einen Zuschuss von 20% erhalten. „Man diskutiert aufgrund der Vorgaben der überörtlichen Rechnungsprüfung über minimale Beträge, wie zum Beispiel die Vereinszuschüsse und auf der anderen Seite sollen Projekte im hohen sechsstelligen Bereich realisiert werden“, ergänzte Eibl die Aussagen seines Kollegen und konstatierte „so kann man nicht mit öffentlichen Geldern umgehen!“. Hans Spies wollte in diesem Zusammenhang wissen, ob eine Wirtschaftlichkeitsberechnung aufgestellt wurde und stufte das Vorhaben in die Kategorie „Politikum“ ein, da er von vielen Pfraundorfern erfahren hatte, daß sie das Gebäude gar nicht wollen.

Klare Forderungen an den Bürgermeister
Georg Fromm hatte sich der Themen Brücken an der Königsmühle und Schulbussituation in Pfraundorf angenommen. In beiden Fällen hatte ein UB vor Ort für Bewegung gesorgt, denn durch einen im Rahmen des Ortstermins beschlossenen Eilantrags und der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema durch den Fachmann Walter Fleck konnten die Brücken in kürzester Zeit zumindest wieder für den PKW-Verkehr geöffnet werden. Harsch kritisierte Fromm die Schulbussituation und hoffte, daß nun endlich etwas in der Praxis geschieht, da eine derartige Situation nicht hinnehmbar sei. Der Landrat habe das Thema zur Chefsache gemacht, wußte Kreisrat Josef Bezold hier zu berichten. Als völlig inakzeptabel bezeichnete zudem Eibl die Situation bei der Bahn, da auch hier in Früh und nach Schulschluss eine totale Überfüllung an der Tagesordnung ist. Nach einem kurzen Bericht über den Kanal- und Straßenbau in Schwarzenthonhausen und Hardt und die Entscheidungsfindungen im Marktrat begann eine allgemeine Diskussion. „So kann es doch nicht weitergehen, mit so einer Führung“, kommentierte Spies die Schilderungen der politischen Situation durch die Gemeinderäte und sah zudem ein Problem in der Tatsache, daß trotz der Vorgabe des Landratsamt der Haushalt wiederum noch nicht vorberaten wurde. Er forderte die Einleitung weiterer Schritte. Man müsse versuchen, dennoch weiterhin irgendwie zusammenzuarbeiten, kommentierte Alois Dürr diese Aussagen und will direkte Konfrontationen, die zu komplett verhärteten Fronten führen, so weit wie möglich umgehen. Man müsse die Anträge, die immer wieder nicht auf der Tagesordnung erscheinen bei jeder Sitzung erneut zur Sprache bringen, schlug Werner Freiss vor. Die Gemeinderäte werdden nun auf jeden Fall weitere Schritte unternehmen und klare Forderungen an den Bürgermeister formulieren, faßte Eibl die Vorschläge der UB-Mitglieder zusammen und ergänzte, daß man mit Sicherheit nicht eine negative Stimmung provozieren wolle, sondern alles mit dem Hintergrund geschehe „die Gemeinde wieder voranzubringen“.