UB Dreikönigstreffen:
Zustände in der Gemeindepolitik nicht mehr tragbar


 Beate Arwanitaki-Mirbeth

 

Die Unabhängigen Bürger können in diesem Jahr ihr 40.jähriges Gründungsjubiläum feiern. Ein Anlaß mehr für den ersten Vorsitzenden Michael Eibl sehr kritisch auf das vergangene Jahr zurückzublicken, die Aktivitäten der UB-Mitglieder zu beleuchten und seinen Fokus in die Zukunft zu richten.

40 Jahre lang hätten die Unabhängigen Bürger vieles in der Marktgemeinde initiiert und in all den Jahren hätten sich die Mitglieder durch ihr ehrenamtliches Engagement in breiter Ebene ausgezeichnet, konstatierte Eibl, verwies bei der Gelegenheit auf das jüngste, von Josef Bezold auf die Beine gestellte Bürgerprojekt „Johann-Ehrl-Platz“, sowie die Auszeichnung des Kuratoriums Europäische Kulturarbeit, in dem sich wiederum zahlreiche UB-Mitglieder engagieren. Nach dem positiven Resümee reflektierte Eibl das, was ihm „persönlich sehr an die Nieren geht“, nämlich die Gemeindepolitik. „Das Ende der Fahnenstange“ ist für ihn angesichts des bis dato wiederum nicht vorgelegten Haushalts erreicht, zumal es sich hier um die Basis für alle Aktivitäten in der Gemeinde und nicht nur um ein „Planspiel“ handle. Im vergangenen Jahr habe man erneut erst im September den Haushalt verabschieden können und trotz der Zusage der beiden stellvertretenden Bürgermeister Josef Hauser und Wolfgang Weiß, für die Vorlage des Zahlenwerks Ende 2011 zu sorgen, liege wiederum kein Entwurf vor, monierte der UB-Vorsitzende und konstatierte „dafür gibt es keine Entschuldigung. Das ist einfach nicht mehr tragbar“. Drei Jahre lang habe er immer wieder in nichtöffentlichen Sitzungen Stellung genommen, in Emails diesen Punkt zur Sprache gebracht und mit der Rechtsaufsicht Gespräche geführt, doch da nichts passiert sei, sei es nun an der Zeit das Ganze öffentlich zu machen, zumal auch der zweite und der dritte Bürgermeister ihre Versprechen nicht gehalten haben. „Die sollen ihre Ämter niederlegen, wenn sie nicht handeln wollen“, wurde Eibl sehr deutlich und erinnerte zudem daran, daß beide zusätzlich für ihre Referentenposten bezahlt werden, die sie jedoch nicht ausfüllten. Außerdem berichtete der Vorsitzende von den zähen Verhandlungen, einen neuen Vertrag mit der Lachoffensive abzuschließen, wobei seit einem Vierteljahr wiederum nichts passiert sei. „Das ist das typische Verhaltensmuster unseres Bürgermeisters. Wenn er einen Menschen nicht mag, dann versucht er ihn einfach zu verhindern“. Nach der Nennung weiterer Beispiele kam er zu dem Schluß: „das sind schwere Vorwürfe, doch wir können da nicht länger zuschauen“.

Forderung nach Flächennutzungsplan
Nachdem Eibl auf alles, was nicht geschehen ist, eingegangen war, widmete sich der Fraktionssprecher Alois Dürr den Dingen, die gemacht wurden. Daher rief er nochmals die Historie der Wiendl-Haus-Sanierung in Erinnerung und kritisierte, daß trotz der mehrheitlichen Ablehnung der „Großsanierung“ der Tagesordnungspunkt solange auf die Tagesordnung gesetzt worden war, bis sich eine Mehrheit gefunden hatte. Nachdem Marktrat Georg Fromm die Brückensanierung an der Königsmühle und die Schulbussituation kurz gestreift hatte, meldete sich der Sprecher der Pfraundorfer Bürgerinitiative Hans Gleixner zum Thema Windenergie zu Wort und signalisierte, daß die Bürgerinitiative nicht ruhen werde, bevor ein Flächennutzungsplan aufgestellt wird. Beratzhausen sei die einzige Gemeinde in der Gegend, die sich gegen diese Möglichkeit des Mitspracherechts bei der Suche nach geeigneten Standorten für Windkraftanlagen verschlossen habe, bedauerte Gleixner und war sich sicher, daß man die Kosten auf die Windkraftanlagen umlegen könne, sodaß es sich für die Gemeinde um eine Nullsummenspiel handeln würde. Die UB forderten schon seit langem einen Flächennutzungsplan und zwar nicht nur für die Windenergie, sondern um eine Ortsentwicklung zu manifestieren. Allerdings habe man zum jetzigen Zeitpunkt kein Vertrauen in die Gemeinde und die Verwaltung und gehe davon aus, daß sie nicht in der Lage sei, einen vernünftigen Flächennutzungsplan aufzustellen, kommentierten die Gemeinderäte und der Kreisrat Josef Bezold die Forderungen des Pfraundorfer Gastes.

Freie Jugendarbeit
Mißachtet habe man außerdem zwei Jahre lang den Antrag der UB wieder einen Jugendbeauftragten zu benennen, leitete Eibl zum nächsten Kritikpunkt über und sprach von einer gezielten Diskussionsverhinderung. Im September habe man erneut einen Antrag gestellt, Beate Arwanitaki-MIrbeth zur Jugendbeauftragten zu ernennen, berichtete er. Da der Antrag somit wiederum nicht innerhalb der gesetzlichen Frist von drei Monaten behandelt wurde, will man nun zunächst abwarten, ob Meier seine Zusage, das Thema in der Januar-Sitzung zu behandeln, einhalten wird. Bezüglich des Jugendtreffs erinnerte Dürr an die zahlreichen leerstehenden Gebäude im Markt und war sich sicher, daß man somit leicht eine geeignete Lokalität finden wird. Arwanitaki-Mirbeth selber ging auf die Hintergründe der freien Jugendarbeit ein und kritisierte bei dieser Gelegenheit, daß Beratzhausen in diesem Punkt einmal eine Vorreiterrolle eingenommen habe, die freie Jugendarbeit seit 2008 jedoch nach dem Rücktritt Mayerhöfers ruhe. Sie gab zu bedenken, daß auch in Beratzhausen die Zeit nicht stehen geblieben ist, sich viele Jugendliche keinem Verein anschließen wollen, beziehungsweise diejenigen, die in einem Verein organisiert sind, sich auch mit anderen Gleichaltrigen außerhalb des Elternhauses treffen möchten. Arwanitaki-Mirbeth plädierte daher für den die Einrichtung eines Jugendtreffs und den Beitritt zum Verein Jugendarbeit im Landkreis Regensburg, um auf diese Weise den Treff unter die Obhut von Fachkräften stellen zu können. Durch entsprechende Angebote lernten die Jugendlichen, sich aktiv mit Problemen auseinanderzusetzen, eigene Positionen zu entwickeln und sich zu engagieren, brach sie eine Lanze für die freie Jugendarbeit und gab zu bedenken, daß es sich hier nicht nur um die Erhöhung des Freizeitangebots handle, sondern um Prävention und verwies bei dieser Gelegenheit auf den Landrat, der diesen Aspekt bereits mehrmals öffentlich betont hat. „Mitbestimmung, Mitgestaltung und Mitorganisation führen hin zur Verantwortungsübernahme,m stärken somit die Persönlichkeitsentwicklung, ebenso wie die sozialen Kompetenzen gefördert werden“, verdeutlichte sie die Hintergründe.

Wiendl-Areal
Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Zukunft des Wiendl-Areals, zumal einige der Anwesenden in diversen Lokalen erfahren hatten, daß es verkauft werden solle. Allerdings wollten die Gemeinderäte diese Fragen nicht beantworten, konnten lediglich bestätigen, daß ein Interessent da sei. Hart zu Gericht ging Hermann Wittl mit den Entscheidungsträgern in der Gemeinde. Es handle sich bei dem Gelände um einen zentralen Ort, die von immenser Bedeutung für die Gemeindeentwicklung sei, daher dürfe man das Grundstück nicht einfach verkaufen, konstatierte er, forderte eine „Abstimmung mit dem Volk“, sprach von einer „hinterhältigen Politik“ und würde ein Volksbegehren gegen das Projekt begrüßen. Eibl bedauerte an dieser Stelle, daß das ursprüngliche im Rahmen des Architektenwettbewerbs entwickelte Konzept, das von Meier bei seinem Amtsantritt noch bejaht worden sei, nun mitsamt der teuren Modelle in der Versenkung verschwunden ist und titulierte diese Vorgehensweise mit „Geldverschwendung par excellance“. Nun sei Beratzhausen aus der Städtebauförderung heraus gefallen, somit würden auch Abrißkosten nicht mehr bezuschusst, gab er den Anwesenden zudem zu bedenken. Allerdings plädierte er für Vorgaben, die dem Investor zu machen seien.