Bürgermedaille für Alois Dürr


 Laudatio Michael Eibl

 

 Alois Dürr – bodenständig und weltoffen

        Buergermedaille Alois Duerr

Die beiden Begriffe „bodenständig“ und „weltoffen“ sind bei Alois Dürr, den wir heute mit der Bürgermedaille ehren dürfen kein Widerspruch, sondern eine gute Ergänzung. Dies ganz besonders bei einem Menschen, der seine Persönlichkeit, seine Talente und sein Herz immer wieder in den Dienst der Gemeinde, hier in unserem schönen Beratzhausen, stellt.

 

An Alois Dürr sieht man wie wertvoll echtes bürgerschaftliches Engagement sein kann. Ein Engagement, das bei ihm nie im großen Lampenlicht, aber umso intensiver und authentischer zur Geltung kommt.

Ein gutes Symbol für seine Bodenständigkeit kommt im Gedicht „Allegorie?“ von Franz Xaver Staudigl mit dem Vergleich des Menschen im Jura mit einem Wacholderstrauch zum Ausdruck:

In den Abhang gekrallt, strebend zwischen Wind und Stein….im Trockenrasen Herbheit schenken einem herben Land…“

Diese Bilder passen sehr gut zu einem fest verwurzelten Menschen wie Alois Dürr. Aber kann man einen Wacholderstrauch von Hinterzhof nach Hirschstein verpflanzen? Wenn die Liebe hinzukommt, dann geht das. Seine Frau Resi und nach und nach Eure drei Kinder mit den hinzuwachsenden Familien haben diese Verwurzelung initiert und mitbegleitet.

Und der Wacholderstrauch Alois konnte sich am Hirschstein in den Jurahang krallen und hat einen guten Überblick über sein schönes Beratzhausen im Labertal

Aber er wäre nicht Alois Dürr, wenn er nicht sein Elternhaus hochhalten und sogar veredeln würde wie es wohl kein zweiter schafft. Gleichzeitig spiegelt sich darin nach und nach auch seine Geschichte wieder. Aber dazu gleich mehr.


Wir ehren ihn heute, weil er sich in seiner neuen Heimat nicht nur bestens eingelebt, sondern breit und intensiv für das Gemeinwohl engagiert hat.

Da ist zum einen das langjährige Mitglied und Vorstandsmitglied des Schützenvereins, wo er 14 Jahre erster Schützenmeister war. Dabei war im stets auch eine eigenständige Finanzierung des Vereins sehr wichtig. Dafür hat er u.a. einen großen Kabarettabend mit Toni Lauerer organisiert, um die finanzielle Situation des Vereins zu verbessern, um ein neues Schützenheim zu schaffen und eine solide Jugendarbeit zu ermöglichen. Zu dieser Zeit waren auch Großveranstaltungen dieser Art in Beratzhausen noch Pionierarbeit. Alois Dürr ein Vorläufer der Lachoffensive?!


Die Schattenseiten des Lebens und eine gerechte Bewertung von Menschen, die vor Gericht stehen bewegen Alois Dürr seit 11 Jahren als Schöffe am Landgericht. Wer ihn kennt, weiß wie ernst er diese Aufgabe nimmt und wie sie ihn immer wieder bewegt.

Kommunalpolitisch ist er bestens bei den Unabhängigen Bürgern und im Landkreis bei den Freien Wählern. Er war fast 20 Jahre lang Marktgemeinderat, zuletzt auch Fraktionssprecher und Landwirtschaftsreferent. Mit Leidenschaft hat er sich auch für Themen wie eine solide Finanzsituation, gerechte Abrechnungen für die Bürger, Städtebauförderung und kulturelle Entwicklung eingesetzt. Außerdem war er Verbandsrat bei der Wasserversorgungsgruppe Laber Naab. Seit 9 Jahren ist er Kreisrat, ein Ehrenamt, das er auch weiterhin ausübt. So ist er im Kreistag im Ausschuss für regionale Entwicklung und Umwelt, im Ausschuss für den Energieentwicklungplan sowie in der Jury für den Denkmalschutzpreis, eine Aufgabe die ihm besonders auf den Leib geschnitten ist, wie wir gleich noch sehen werden. In der Fraktion hat er das Amt des Schatzmeisters inne.


Von diesen Beispielen einer breiten Bodenständigkeit komme ich zur Weltoffenheit des Alois Dürr, die spätestens mit dem humanitären Engagement des Kuratoriums Europäische Kulturarbeit begann. Er war Gründungsmitglied des Kuratoriums. Seit 1991 engagiert sich Alois Dürr in dieser Initiative. Dabei hat er an sieben Hilfskonvois mitgewirkt, mehrere davon auch geleitet. Besonders hervorzuheben ist hier, dass er seine Kenntnisse in der Landwirtschaft genutzt hat, um Hilfsmittel im Agrarbereich zu sammeln und die Region Hermannstadt (Sibiu) damit zu unterstützen. Dieses Projekt als Hilfe zur Selbsthilfe war in dieser Zeit wegweisend. Ich erinnere mich noch an unsere Gespräch in Hermannstadt als wir erfuhren, dass die Bürger dort zum ersten Mal Eigentümer von Grundstücken wurden. Auch wenn es nur Grundstücke in „Handtuchgröße“ waren wie der Oberpfälzer Agrarexperte feststellte, entstand hier die Grundmotivation, die unser Land zu wirtschaftlicher Blüte geführt hat nun auch in einem osteuropäischen Nachbarland, bei unseren Freunden in Rumänien. Alois Dürr, in leitender Funktion im Landwirtschaftsamt tätig, nutzte seine vielfältigen Kontakte und sammelte einen ganzen LKW voll mit Ackergeräten Sähmaschinen und vieles mehr, brachte diese Hilfsgüter schließlich persönlich nach Hermannstadt.

Bei den Kunstprojekten des Kuratoriums war Alois Dürr immer wieder in verschiedenen Rollen beteiligt, ob als Mitorganisator, Baumspender für Holzskulpturen, vor allem als freundlicher und offener Gastgeber, damit Künstler wie Liviu Russu oder Vladimir Ene in der Europagemeinde nicht nur ihre Kunst präsentieren, sondern immer wieder Teil unserer Gemeinschaft werden konnten.

Auf diesen Weg konnten die internationalen Projekte nicht nur in Beratzhausen Fuß fassen, sondern, die zeitgenössische Kunst kam auch in das liebevoll restaurierte Elternhaus nach Hinterzhof – ein Beispiel für ausgezeichnete Denkmalpflege. Das beeindruckende Fresko von Vladimir Ene an der Stirnseite des Bauernhauses ist nur ein Zeichen dafür. Es ist ein Symbol wie man die bodenständige Verwurzelung mit Weltoffenheit bereichern und weiterentwickeln kann. Der Mensch im Jura, der Wacholderstrauch mit Blick über die Jurahänge hinaus. Das Gute wahren und das Neue suchen: Eine persönliche Grundhaltung, die wir aktuell dringender brauchen denn je!

Inspiriert durch die rege Ausstellungstätigeit des Kuratoriums, die sowohl internationale wie regionale Künstler fördert, machte Alois Dürr auch sein Elternhaus zu einem gelegentlichen Treffpunkt für die Kunstszene. In der Stadlgalerie präsentieren seit einigen Jahren Künstler aus Beratzhausen und vor allem aus dem westlichen Landkreis ihre Werke in einem besonderen Ambiente. So kommt der internationale Kunstgedanke wieder in die Region zurück. Durch diesen Ort, an dem Alois Dürr die Gastfreundschaft pflegt, entsteht diese besondere Form der Kulturpflege, die hunderte von Menschen anlockt und begeistert.