Der Mensch Franz Xaver Staudigl stand im
Mittelpunkt des Abends, den die UB Beratzhausen für den Ehrenbürger,
Altbürgermeister, Literaten und Träger des Bundesverdienstkreuzes am
Bande veranstaltet hatten. Im Laufe des geselligen, von der Blaskapelle
Beratzhausen und der Stubenmusi des Trachtenvereins untermalten Abends
wurde das Bild dieses facettenreichen Menschens, der am 27. März 85
Jahre alt geworden wäre, immer deutlicher.
Die im Zehentstadl vorbereiteten Tische
und Stühle reichten nicht für die vielen Menschen, die anlässlich des
Ehrenabends für Franz-Xaver Staudigls den Weg in den Zehentstadl
gefunden hatten. Es wurde ein unterhaltsamer Abend, der viel Raum für
persönliche Gespräche bot und gleichzeitig von einem informativen und
unterhaltsamen Programm durchzogen war. Ein großes Bild des verstorbenen
Ehrenbürgers, seine Auszeichnungen und eine Power-Ponit-Bilderschau
visualisierten das Leben und die Verdienste des Literaten und
Kommunalpolitikers, der wie wohl kein anderer die Geschicke des Marktes
Beratzhausen geprägt hatte.
Literarische und poetische Seite
In harmonischer und kollegialer Erinnerung
hatte der zweite Bürgermeister Josef Hauser den verstorbenen Franz-Xaver
Staudigl. In seinen Grußworten der Marktgemeinde Beratzhausen ging er
kurz auf die Auszeichnungen des Ehrenbürgers des Marktes ein und
erinnerte daran, dass Staudigl die Geschicke der Gemeinde
zukunftsweisend geprägt hat und es ihm gelungen ist, Bürgergeist und
Heimatliebe zu vermitteln. Allein die Worte „er hat sich um die Gemeinde
verdient gemacht“, würden der Person jedoch nicht gerecht werden, gab
der zweite Bürgermeister zu bedenken und lobte gleichzeitig die offene
und liberale Art des Altbürgermeisters sowie sein kommunalpolitisches
Fachwissen. Die literarische und poetische Seite Staudigls beleuchteten
Professor Eberhard Dünninger und Dr. Christine Riedl-Valder in ihren
Vorträgen. Beide fokussierten den naturverbundenen Menschen, wobei
Anneliese Peter einige Gedichte vortrug, die durch die Kombination mit
den Naturfotografien Staudigls eine ganz besondere Note erhielten. Drei
seiner Gedichte, nämlich „Der Idealist“; „Kinderland Labertal“ und
„Allegorie“ hatten Markus Nitschmann zu Kompositionen inspiriert, die er
an diesem Abend am Flügel umsetzte. Keiner der Referenten vergaß die
Verdienste Staudigls um den Zehentstadl, der nun den Rahmen für den
Ehrenabend lieferte. Dünninger regte in diesem
Zusammenhang an, eine
Gedenktafel für Staudigl an dem historischen Gebäude anzubringen und
zudem den Literaturpreis Oberpfälzer Jura nach dem Regionaldichter
umzubenennen. In einem Tonbeitrag des Bayerischen Rundfunks wurden
Staudigls Stimme und die Erinnerung an die Debatten rund um den
Zehentstadl wieder lebendig.
Interview mit Wegbegleitern
Nach den fast schon wissenschaftlichen
Excursen wurde es nach der Pause lockerer. Moderator Michael Eibl hatte
die Wegbegleiter Inge Molle und Hans Schuster zu sich auf die Bühne
geholt und entlockte ihnen mittels seiner Fragen so manche Erzählung aus
der Vergangenheit. So stellte sich heraus, dass Staudigl schon immer
sehr nett zu den Damen gewesen war und manch kollegiales Gespräch
zwischen den Bürgermeistern vom Rathaus ins Wirtshaus verlegt worden
war. Inge Molle wusste zudem sehr detailliert von den Vorbereitungen zur
1100 Jahrfeier zu berichten und mit welcher Ungeduld Staudigl auf die
Fertigstellung der Chronik durch Dr. Dollinger gewartet hatte.
Begeistert über die Geschichten des Verstorbenen zeigte sich noch immer
Hans Schuster, der den Beratzhauser Literaten nach eigener Aussage sehr
verehrt und ihn als freiheitsliebenden Mann, der sich nirgendwo
„hineindrängen“ ließ, in Erinnerung behalten hat.
Anekdoten und Erinnerungen
„Kommunalpolitiker –
liberaler, weltoffener Geist – heimatliebender Naturfreund - Philosoph
– Schriftsteller, Heimatgeschichtsforscher, liebenswürdiger Zeitgenosse
– ein kluger weitsichtiger Mensch“, so umschrieb Josef Bezold Franz
Xaver Staudigl, um dann mittels von netten Anekdoten und kleinen
Geschichten diesen Menschen näher zu charakterisieren. Er sei kein
typischer Politiker gewesen sei, der das Bad in der Menge liebte,
sondern einer, der lieber alleine beim Schreiben oder aber mit dem
Fotoapparat in der Natur weilte, der als „kluger, belesener und
weitsichtiger Kopf“ ein guter Unterhalter war und der Wirtshäuser mit
netten und hübschen Bedienungen und Wirtinnen nicht nur während seiner
Bürgermeisterzeit sehr schätzte, rief Bezold die Vorlieben des
Ehrenbürgers in Erinnerung. Er sei ein Visionär, gleichzeitig ein
Romantiker und doch auch ein Realist gewesen, der die Gemeinde wie kein
zweiter geprägt, Beratzhausen zur „boomtown“ für Unternehmer und zu
einem blühenden Tourismusort gemacht hat, konstatierte Bezold.
Hinsichtlich der Städtepartnerschaft mit Ceyrat, der Kanalisation, der
Müllabfuhr und vielem anderem mehr habe Beratzhausen dank der
Innovationen Staudigls eine Vorreiterrolle eingenommen, führte er weiter
die Verdienste des Mannes aus, der die Gebietsreform in den 70er Jahren
mit sehr viel Einfühlungsvermögen umgesetzt hatte. Mit Don Camillo und
Peppone verglich der Redner das Verhältnis zwischen Pfarrer Fichtl und
Staudigl, wobei der Politiker immer eine klare Trennungslinie zwischen
Gemeinde und Kirche gezogen habe. Anekdoten über den technisch wenig
begabten Staudigl, der ein gutes Glas Wein einem opulenten Mahl
vorgezogen hatte, ergänzten diese Ausführungen und riefen so manches
Schmunzeln und Lachen hervor. Derjenige, der das Essen mehr als
Nährstoffaufnahme betrachtet hatte, sei jedoch mit 50 Jahren zu einer
Art „Gesundheitsapostel“ geworden, der den Obstessig zum Allheilmittel
auserkoren hatte, wusste Bezold zudem zu berichten. Es sei eben ein
Mensch mit Ecken und Kanten gewesen, mit Schwächen und Stärken, dem die
Gemeinde viel zu verdanken hat, fasste er abschließend seine
Ausführungen zusammen und konstatierte: „Lieber Xaver, wenn
du
uns heute so von oben her zuschaust denke ich, wir alle – Ehrengäste,
Schriftsteller, Lebensbegleiter, Kommunalpolitiker und Freunde – die
zu dieser Feier zu deinem 85. Geburtstag beigetragen haben, haben sie in
deinem Sinne gestaltet. Wir wollten den Menschen, Schriftsteller,
Geschichtsforscher und Kommunalpolitiker, den Ehrenbürger unserer
Gemeinde ehrenvoll würdigen.
Der nun an diesem Abend erzielte Erlös aus
der Tombola und dem Essens- und Getränkeverkauf wird jetzt dazu
verwendet werden, eine Gesamtausgabe des Werkes von Franz-Xaver Staudigl
auf den Weg zu bringen, um auf diese Weise dem Ehrenbürger und Literaten
ein bleibendes Denkmal zu setzen. |