Ehrenabend für

Franz-Xaver Staudigl
- 28.03.2010 -

 

von Beate Arwanitaki-Mirbeth

 

Leben und Werk Staudigls wurden lebendig

 

Der Mensch Franz Xaver Staudigl stand im Mittelpunkt des Abends, den die UB Beratzhausen für den Ehrenbürger, Altbürgermeister, Literaten und Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande veranstaltet hatten. Im Laufe des geselligen, von der Blaskapelle Beratzhausen und der Stubenmusi des Trachtenvereins untermalten Abends wurde das Bild dieses facettenreichen Menschens, der am 27. März 85 Jahre alt geworden wäre, immer deutlicher.

 

Die im Zehentstadl vorbereiteten Tische und Stühle reichten nicht für die vielen Menschen, die anlässlich des Ehrenabends für Franz-Xaver Staudigls den Weg in den Zehentstadl gefunden hatten. Es wurde ein unterhaltsamer Abend, der viel Raum für persönliche Gespräche bot und gleichzeitig von einem informativen und unterhaltsamen Programm durchzogen war. Ein großes Bild des verstorbenen Ehrenbürgers, seine Auszeichnungen und eine Power-Ponit-Bilderschau visualisierten das Leben und die Verdienste des Literaten und Kommunalpolitikers, der wie wohl kein anderer die Geschicke des Marktes Beratzhausen geprägt hatte.


Literarische und poetische Seite

In harmonischer und kollegialer Erinnerung hatte der zweite Bürgermeister Josef Hauser den verstorbenen Franz-Xaver Staudigl. In seinen Grußworten der Marktgemeinde Beratzhausen ging er kurz auf die Auszeichnungen des Ehrenbürgers des Marktes ein und erinnerte daran, dass Staudigl die Geschicke der Gemeinde zukunftsweisend geprägt hat und es ihm gelungen ist, Bürgergeist und Heimatliebe zu vermitteln. Allein die Worte „er hat sich um die Gemeinde verdient gemacht“, würden der Person jedoch nicht gerecht werden, gab der zweite Bürgermeister zu bedenken und lobte gleichzeitig die offene und liberale Art des Altbürgermeisters sowie sein kommunalpolitisches Fachwissen. Die literarische und poetische Seite Staudigls beleuchteten Professor Eberhard Dünninger und Dr. Christine Riedl-Valder in ihren Vorträgen. Beide fokussierten den naturverbundenen Menschen, wobei Anneliese Peter einige Gedichte vortrug, die durch die Kombination mit den Naturfotografien Staudigls eine ganz besondere Note erhielten. Drei seiner Gedichte, nämlich „Der Idealist“; „Kinderland Labertal“ und „Allegorie“ hatten Markus Nitschmann zu Kompositionen inspiriert, die er an diesem Abend am Flügel umsetzte. Keiner der Referenten vergaß die Verdienste Staudigls um den Zehentstadl, der nun den Rahmen für den Ehrenabend lieferte. Dünninger regte in diesem Zusammenhang an, eine Gedenktafel für Staudigl an dem historischen Gebäude anzubringen und zudem den Literaturpreis Oberpfälzer Jura nach dem Regionaldichter umzubenennen. In einem Tonbeitrag des Bayerischen Rundfunks wurden Staudigls Stimme und die Erinnerung an die Debatten rund um den Zehentstadl  wieder lebendig.


Interview mit Wegbegleitern

Nach den fast schon wissenschaftlichen Excursen wurde es nach der Pause lockerer. Moderator Michael Eibl hatte die Wegbegleiter Inge Molle und Hans Schuster zu sich auf die Bühne geholt und entlockte ihnen mittels seiner Fragen so manche Erzählung aus der Vergangenheit. So stellte sich heraus, dass Staudigl schon immer sehr nett zu den Damen gewesen war und manch kollegiales Gespräch zwischen den Bürgermeistern vom Rathaus ins Wirtshaus verlegt worden war. Inge Molle wusste zudem sehr detailliert von den Vorbereitungen zur 1100 Jahrfeier zu berichten und mit welcher Ungeduld Staudigl auf die Fertigstellung der Chronik durch Dr. Dollinger gewartet hatte. Begeistert über die Geschichten des Verstorbenen zeigte sich noch immer Hans Schuster, der den Beratzhauser Literaten nach eigener Aussage sehr verehrt und ihn als freiheitsliebenden Mann, der sich nirgendwo „hineindrängen“ ließ, in Erinnerung behalten hat.

 

Anekdoten und Erinnerungen
„Kommunalpolitiker – liberaler, weltoffener Geist –  heimatliebender Naturfreund - Philosoph – Schriftsteller, Heimatgeschichtsforscher, liebenswürdiger Zeitgenosse – ein kluger weitsichtiger Mensch“, so umschrieb Josef Bezold Franz Xaver Staudigl, um dann mittels von netten Anekdoten und kleinen Geschichten diesen Menschen näher zu charakterisieren. Er sei  kein typischer Politiker gewesen sei, der das Bad in der Menge liebte, sondern einer, der lieber alleine beim Schreiben oder aber mit dem Fotoapparat in der Natur weilte, der als „kluger, belesener und weitsichtiger Kopf“ ein guter Unterhalter war und der Wirtshäuser mit netten und hübschen Bedienungen und Wirtinnen nicht nur während seiner Bürgermeisterzeit sehr schätzte, rief Bezold die Vorlieben des Ehrenbürgers in Erinnerung. Er sei ein Visionär, gleichzeitig ein Romantiker und doch auch ein Realist gewesen, der die Gemeinde wie kein zweiter geprägt, Beratzhausen zur „boomtown“ für Unternehmer und zu einem blühenden Tourismusort gemacht hat, konstatierte Bezold. Hinsichtlich der Städtepartnerschaft mit Ceyrat, der Kanalisation, der Müllabfuhr und vielem anderem mehr habe Beratzhausen dank der Innovationen Staudigls eine Vorreiterrolle eingenommen, führte er weiter die Verdienste des Mannes aus, der die Gebietsreform in den 70er Jahren mit sehr viel Einfühlungsvermögen umgesetzt hatte. Mit Don Camillo und Peppone verglich der Redner das Verhältnis zwischen Pfarrer Fichtl und Staudigl, wobei der Politiker  immer eine klare Trennungslinie zwischen Gemeinde und Kirche gezogen habe. Anekdoten über den technisch wenig begabten Staudigl, der ein gutes Glas Wein einem opulenten Mahl vorgezogen hatte, ergänzten diese Ausführungen und riefen so manches Schmunzeln und Lachen hervor. Derjenige, der das Essen mehr als Nährstoffaufnahme betrachtet hatte, sei jedoch mit 50 Jahren zu einer Art „Gesundheitsapostel“ geworden, der den Obstessig zum Allheilmittel auserkoren hatte, wusste Bezold zudem zu  berichten. Es sei eben ein Mensch mit Ecken und Kanten gewesen, mit Schwächen und Stärken, dem die Gemeinde viel zu verdanken hat, fasste er abschließend seine Ausführungen zusammen und konstatierte: „Lieber Xaver, wenn du uns heute so von oben her zuschaust denke ich, wir alle – Ehrengäste, Schriftsteller, Lebensbegleiter,  Kommunalpolitiker und Freunde  – die zu dieser Feier zu deinem 85. Geburtstag beigetragen haben, haben sie in deinem Sinne gestaltet. Wir wollten den Menschen, Schriftsteller, Geschichtsforscher und Kommunalpolitiker, den Ehrenbürger unserer Gemeinde ehrenvoll würdigen.

Der nun an diesem Abend erzielte Erlös aus der Tombola und dem Essens- und Getränkeverkauf wird jetzt dazu verwendet werden, eine Gesamtausgabe des Werkes von Franz-Xaver Staudigl auf den Weg zu bringen, um auf diese Weise dem Ehrenbürger und Literaten ein bleibendes Denkmal zu setzen.