Berichte aus dem Gemeinderat
von Beate Arwanitaki-Mirbeth

 

 

Gemeinderatssitzung 11. März 2010:

Haushaltsvorberatung mit strengen Vorgaben vom Landratsamt

Um die Finanzen ist es in Beratzhausen nicht gut bestellt, dies konnte man eindeutig der Haushaltsvorbesprechung am vergangenen Donnerstag entnehmen. Aus diesem Grunde sollen nun bis zur endgültigen Verabschiedung des Haushalts mit einem Gesamtvolumen von 14 Mio Euro auch noch einige Positionen auf den Prüfstand kommen. Dennoch wurden, trotz der angemeldeten Bedenken seitens einiger Marktgemeinderäte, diverse Maßnahmen in Einzelgenehmigungen vorgezogen.

Bevor man in die Haushaltsberatung tiefer einstieg erinnerte Bürgermeister Konrad Meier daran, dass der gesamte Haushaltsplan durch die Schulhaussanierung und den Zeitdruck im Kanalbaubereich vorgezeichnet sei. Ein Austausch mit den zuständigen Sachbearbeitern im Landratsamt habe gezeigt, dass man sich in einer „prekären“ Situation befinde, führte er weiter aus und meinte, dass es nun gelte die Einnahmen zu erhöhen und die geplanten Maßnahmen abzuwiegen. „Wir müssen als Markt Beratzhausen unsere Hausaufgaben machen, auch wenn es für den Bürger schmerzhaft ist“, konstatierte Meier und verwies auf die Forderung des Landratsamtes, ein stimmiges Entschuldungskonzept vorzulegen. Gleichzeitig verwandt er sich dagegen, erneut über die Durchführung von Projekten zu diskutieren, die in der Vergangenheit beschlossen worden sind. Er setzte zudem auf die Intensivierung der Immobilienvermarktung. Hier will man durch die Einbindung in das Konzept „Bauen im Landkreis Regensburg“ für größere Anreize sorgen. Die Anpassung der Gebühren als Basis für die Genehmigung des Haushalts stellte Robert Hammer ebenso in den Raum wie die Anhebung der Gewerbesteuer auf 380 Punkte und die Anpassung der Straßenausbaubeitragssatzung an die Mustersatzung des Bayerischen Gemeindetages.

Minus im Verwaltungshaushalt
Kämmerer Josef Paulus erläuterte, dass die Jahresrechnung 2009 die Grundlage für den Haushalt 2010 bildet. Der gute Abschluß von 1,5 Mio Euro Rücklagen sei jedoch nur auf den ersten Blick positiv, mahnte er gleichzeitig, denn die resultieren aus nicht durchgeführten Baumaßnahmen, die noch über die Bühne gehen müssen. Hinzu kommt auf der Einnahmenseite eine niedrigere Einkommenssteuerbeteiligung in Höhe von Euro 300.000,-- und eine um 100.000,-- Euro geringere Schlüsselzuweisung, sowie die Erhöhung der Kreisumlage und die Auszahlung im Rahmen der Kanalgebührenanpassung in Höhe von 340.000,-- Euro. Nicht zu vergessen natürlich die allgemeinen Preissteigerungen und der Anstieg der Personalkosten durch Neueinstellungen. Durch diese Umstände wird nun der Verwaltungshaushalt nicht wie gesetzlich gefordert mit einem Plus zur Kredittilgung, sondern einem Minus von 500.000,-- Euro abschließen. Auch für die Zukunft prophezeite der Kämmerer größere Probleme, wenn nicht die Gebühren angehoben werden. Hinsichtlich des Vermögenshaushalts empfahl er eine Verschiebung der Maßnahmen, die nicht zwingend notwendig sind.

Dramatische Lage
„Ich bin jetzt seit 20 Jahren in diesem Gremium und noch nie haben wir über einen so dramatischen Haushalt wie in diesem Jahr diskutiert“; konstatierte Andreas Niebler, bevor er die Punkte im Einzelnen beleuchtete. Aus seiner Sicht holt die Wirtschaftskrise nun den Markt Beratzhausen ein. Durch einen Vergleich mit dem schwierigen Haushaltsjahr
2003, in dem die Bauplätze am Zehentberg zurückgekauft werden mussten, versuchte er die Dramatik der Situation zu verdeutlichen. Man sei nicht einmal in der Lage die laufenden Betriebskosten in dem sich verdoppelnden Verwaltungshaushalt ohne Kreditaufnahme zu schultern, gab er zu bedenken und verwies zudem auf die fehlenden 3,1 Mio Euro im Vermögenshaushalt. Summa summarum ergibt dies eine Deckungslücke von 5 Mio Euro und eine weitere Kreditaufnahme von 3,6 Mio Euro, wodurch sich die Schulden auf 10,8 Mio Euro erhöhen. Aus diesen Zahlen wiederum kann man die Pro-Kopf-Verschuldung errechnen und die wird bei 1945,-- Euro liegen. Etwas irritiert zeigte sich Niebler zudem von den gestiegenen Personalkosten, denn waren es 2003 noch 1.570.000,-- Euro, so werden es 2010 2.192.000,-- Euro sein und somit 30 Prozent des Verwaltungshaushalts ausmachen. Da die kritische Grenze bereits bei 20 % liege wies Niebler auf das Problem der Vorruhestandsregelungen hin, die wiederum die doppelte Bezahlung einer Position nach sich ziehen. Düster sah auch sein Blick in die Zukunft aus, denn im Jahr 2013 wird der Markt Beratzhausen einen Schuldenberg von 17,5 Mio Euro vorweisen können, was wiederum einer Pro-Kopf-Verschuldung von 3125,-- Euro entspricht. Letztendlich könne man den Markt eigentlich nur noch verwalten, denn für andere Dinge sei kein Spielraum mehr vorhanden, lautete sein Resümee. Auf der anderen Seite warnte er davor, dass Stillstand jedoch auch Rückschritt bedeute. Auf den erschrockenen Ausspruch Alois Dürrs „ich wusste noch nicht, wie desolat der Haushalt 2010 aussieht“ entgegnete der Bürgermeister „Schmeißt die Kameralistik über Bord und führt die doppelte Buchführung ein“, verwehrte sich Meier gegen ein erneutes Hinterfragen der bereits beschlossenen Projekte und mahnte „Wenn die Beschlüsse heute nicht durchgehen, können wir uns mit der Verwaltung aufhängen“. Michael Eibl bezeichnete alle Vorhaben zwar als wünschenswert, plädierte jedoch angesichts der dramatischen Zahlen für eine Beschränkung auf die Daseinsvorsorge. Bezüglich der Zuschüsse verdeutlichte er erneut, dass man sie sich aufgrund der notwendigen Eigenbeteiligung nicht leisten könne.

Maßnahmenverschiebung
Derartig eingestimmt machte man sich an die einzelnen Posten, die erneut bis zur kommenden Sitzung hinterfragt werden sollen. Die Straße an der Maria-Hilf-Kirche soll nun ganz gestrichen werden, ebenso wie die Instandsetzung des Leichenhauses   und der Friedhofstore, sowie der Bau des Fußweg in der Laaberer Straße. Bezüglich des Wiendl-Hauses wurde vorgeschlagen, sich wirklich nur noch auf die energetische Sanierung zu beschränken und eine statische Sicherung durch Sofortmaßnahmen seitens des Bauhofes zu veranlassen. Warten muß zudem die Gestaltung des Johann-Ehrl-Platzes, auch wenn der potentielle Käufer inzwischen sein Angebot zurückgezogen hat. Noch nachträglich eingestellt werden sollen jedoch 20.000,-- Euro für einen Jugendtreff mit sozialpädagogischer Betreuung. An den Vereinszuschüssen in Höhe von 9.000,-- Euro will Konrad Meier nun doch nicht rütteln, da man den Vereinen schließlich auch erwarte, dass sie mit Fahnenabordnungen den Markt Beratzhausen präsentieren. Der Neubau des Feuerwehrgerätehauses soll um ein Jahr verschoben werden, ebenso wie die Anschaffung eines Unimog für den Bauhof. Hinterfragt wurde zudem seitens Gerhard Rinkes, ob man die Verwaltung nicht während der Baumaßnahmen am Wiendl-Haus in eigenen Räumen unterbringen könne, statt in den angemieteten, um auf diese Weise 10.000,-- Euro zu sparen. Dies verneinte Meier jedoch, da der Mietvertrag schon unterschrieben sei.

Einzelgenehmigungen trotz strikter Vorgaben vom Landratsamt
Ein weiteres Schreiben des Landratsamtes war diesmal den Räten als Tischvorlage zur Verfügung gestellt worden. Aus ihm ging hervor, dass lediglich der Kanalbauabschnitt 28 / 30 und die Brückensanierung an der Königsmühle als Einzelgenehmigungen dem Haushalt vorgezogen werden dürfen. An diesem Punkt entfachten heftige Diskussionen. Stark in Frage gestellt wurde das Vorziehen der Sanierung des Wiendl-Hauses, der Baubeginn des Dorfgemeinschaftshauses in Pfraundorf und der Gehweg in der Laaberer Straße. Andreas Niebler sowie Alois Dürr plädierten dafür, sich an die in dem Schreiben eindeutig formulierten Fakten zu halten und von Einzelgenehmigungen abzusehen. Eine Meinung, die ebenso die Freien Wähler als auch die SPD teilten. Zum Schluß der langen Sitzung wurde über die Projekte abgestimmt. Mit zehn zu acht Stimmen sprach sich die Mehrheit für das Gemeinschaftshaus in Pfraundorf aus. Mit einer Pattsituation wurde die Wiendl-Haus-Sanierung abgelehnt, dem Eck an der Färbergasse und dem Kanal stimmte man ebenso wie der Sanierung der Brücke an der Königsmühle zu. Der Gehweg an der Laaberer Straße wurde mit elf nein-Stimmen abgelehnt.