Berichte aus dem Gemeinderat
von Beate Arwanitaki-Mirbeth

 

 

Gemeinderatssitzung vom 02. Februar 2012

 

Kreisjugendamtsleiter Karl Mooser zu Gast im Gemeinderat
- Beratzhausen tritt Verein Jugendarbeit im Landkreis Regensburg bei -

Gerade angesichts der demografischen Entwicklung könne man es sich nicht leisten, Kinder und Jugendliche zu verlieren, denn sonst werde man den Wohlstand in Deutschland auch verlieren, gab der Kreisjugendamtsleiter den Markträten gleich zu Beginn seines sehr fundierten Vortrags in der Beratzhauser Gemeinderatssitzung zu bedenken. Klar strukturiert ging er zunächst auf die Probleme und die notwendigen Hilfestellungen im Bereich der Jugendarbeit ein, bevor er anschließend den Verein Jugendarbeit im Landkreis Regensburg vorstellte.

Gleich zu Beginn seines Vortrags räumte Mooser mit dem Vorurteil auf, ein Jugendtreff diene nur der Unterhaltung und wies auf die diversen Angebote hin. Viele Jugendliche seien auf fremde Hilfe angewiesen und auch im ländlichen Bereich seien es nicht wenige, die nach der Schule nicht den Weg in den ersten oder zweiten Arbeitsmarkt schaffen, verdeutlichte er die Fakten und wies darauf hin, daß im Landkreis Regensburg inzwischen jedes vierte Kind einen Migrationshintergrund habe und somit die Integration eine immer größere Rolle spiele. Aus den verschiedensten Gründen stünden Eltern oftmals nicht als Ansprechpartner zur Verfügung, wobei gerade Suchterkrankte oder aber psychisch Angeschlagene oftmals nicht in der Lage seien, ihre Kinder entsprechend zu fördern. Auf der anderen Seite suchten die Jugendlichen ab einem gewissen Alter die Abgrenzung von der Familie. Um sie jedoch in das gesellschaftliche Gefüge einer Gemeinde einbinden zu können, bedürfe es entsprechender Angebote, wobei ein Ansprechpartner nicht fehlen dürfe, verdeutlichte der Jugendamtsleiter die Situation, von der auch Beratzhausen betroffen ist. Der Bedarf, Jugendhilfe in Anspruch zu nehmen, sei abhängig von der gesellschaftlichen Entwicklung, dem sozialen Stand und der Familiensituation, erläuterte Mooser anhand einer entsprechenden Statistik. Die Tatsache, daß der Landkreis Regensburg in Sachen „Strafanzeigen gegen Jugendliche“ einen der letzten Statistik-Plätze belegt führte Mooser unter anderem auf die gute Arbeitsmarkt- und Ausbildungsplatzsituation, das vielfältige Trägerangebot und nicht zuletzt auf die Offerten der Jugendhilfe mit ihren Hilfestellungen zur Bewältigung von Problemsituationen zurück. „Der Kampf um die Familien“ werde in den Kommunen immer größer, aus diesem Grunde erhielten entsprechende familienfreundlichen Angebote einen immer größeren Stellenwert, und hier sei auch ein Angebot für die Jugendlichen enorm wichtig, betrachtete er die Lage aus Sicht der Kommunen. Man wolle und könne nicht ein aktives Vereinsleben ersetzen und auch nicht mit den Vereinen in Konkurrenz treten, sondern sei im Gegenteil an einer Kooperation interessiert und versuche sogar, die Jugendlichen zum Vereinseintritt zu bewegen, verdeutlichte er und gab zudem zu bedenken, daß junge Menschen Kontakte zu Gleichaltrigen brauchen, um auf diese Weise soziale Kompetenzen zu erwerben.

Treffpunkt unter Leitung von Fachpersonal
Wichtig sei natürlich auch ein Raum, in dem sie sich treffen können, konstatierte Mooser Um diese Räume mit fachlich fundiertem Personal zu betreiben besteht nun die Möglichkeit dem Verein Jugendarbeit im Landkreis Regensburg beizutreten. Inzwischen haben 17 Gemeinden von dieser Möglichkeit der stundenweisen Buchung von Sozialarbeitern Gebrauch gemacht. Diese Mitarbeiter sind beim Verein angestellt und werden nach Tarif bezahlt. Die Mindeststundensumme, die man buchen kann, beträgt fünf und die Mindestmitgliedschaft zwei Jahre. Auf diese Weise soll unter anderem eine Kontinuität sicher gestellt werden, ebenso wie die Mitarbeiter die Zeit brauchen, um ein Vertrauensverhältnis zu den Jugendlichen aufbauen zu können. Für eine Gemeinde in der Größe von Beratzhausen empfahl Mooser mindestens zehn Wochenstunden. Der Verein versteht sich bei der Angelegenheit als Dienstleister, wobei die Gemeinde die von ihr gewünschte Art der Jugendarbeit vorgibt. Im Vorfeld erfolgt daher ein Gespräch über die besondere Problemstellung und über den Handlungsbedarf. Das Jugendamt fungiert hier als Ratgeber. Der Auftrag wird Jahr für Jahr neu definiert, um eine Anpassung an die jeweils aktuelle Situation zu gewährleisten. Zehn Stunden schlagen nun mit 17.000,-- Euro per anno zu Buche, wobei sämtliche Personalkosten inklusive Weiterbildungen und Equipment inkludiert sind. Nicht mit inbegriffen sind allerdings die Betriebskosten für den Jugendtreff. Von einem unbeaufsichtigen Jugendtreff konnte er nur abraten. Die Funktion der Jugendbeauftragten umriß er mit der Aufgabe, als eine Art Sprachrohr die Wünsche der Jugendlichen an die Gemeinde weiterzuleiten und auf der anderen Seite den Jugendlichen die Beschlüsse der Kommune zu vermitteln. Sie sollte Lobby-Arbeit leisten und die Anregungen der Jugendpfleger aufgreifen und sie bei ihrer Arbeit unterstützen. Als „super Sache“ kommentierte Alois Dürr die Möglichkeit, durch den Verein kostengünstig fachliche Unterstützung zu erhalten. Rupert Liebl bedauerte jedoch, daß der Staat hier die Kommunen nicht noch mehr unterstützt. Auf die Frage Nieblers, ob angesichts der wenigen Problemfälle in Beratzhausen die aktuelle Vereinsarbeit nicht ausreiche, verwies Mooser darauf, daß ein Jugendtreff und die freie Jugendarbeit allen offen stehe und sich nicht nur auf auffällige Jugendliche beschränke. Nur so sei gewährleistet, daß einer vom anderen lernen könne, auch wenn es sicherlich mit zu den Aufgaben eines Jugendpflegers gehöre, die „Problemjugendlichen“ aus der Isolation heraus zu holen.

Beratzhausen tritt Verein bei
Auch wenn ursprünglich seitens des Bürgermeisters keine Abstimmung vorgesehen war, berief sich Michael Eibl auf den zweigegliederten Antrag der Unabhängigen Bürger und schlug vor, nachdem der erste Teil, nämlich die Ernennung von Beate Arwanitaki-Mirbeth zur Jugendbeauftragten, in der vergangenen Sitzung abgearbeitet worden war, jetzt über die Einstellung von 17.000,-- Euro für zehn Wochenstunden in den Haushalt abzustimmen. Einstimmig wurde dieser Vorgehensweise zugestimmt. Regenstauf will derzeit seine Stundenbuchung erweitern und Pentling dem Verein neu beitreten, sodaß zusammen mit dem Beitritt von Beratzhausen eine neue Vollzeitkraft eingestellt werden kann. Somit konnte Mooser den Auftrag mitnehmen, in diese Richtung weiter zu agieren, bedankte sich für die Entscheidung und freute sich auf die Zusammenarbeit.

Windkraftanlagen: Warten auf interkommunalen Flächennutzungsplan

Eigentlich wollte der Gemeinderat sein Einverständnis zur Errichtung von zwei Windkraftanlagen vom Typ Enercon E-101 in der Nähe von Pfraundorf sein Einverständnis erteilen, so stand es zumindest auf der Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung. Doch diese Entscheidung wurde vertagt.

Ursprünglich hatte der Windpark Brenntenberg II vier Windräder auf Beratzhauser Flächen und zwei auf Kallmünzer Gebiet umfaßt. Auf Intervention der Pfraundorfer Bürgerinitiative hatte sich die Firma jedoch bereit erklärt, auf die beiden 550m von der Ortschaft entfernten Windräder zu verzichten, sodaß der Gemeinderat nun noch über die zwei entfernteren Anlagen zu befinden hat. Vor einer endgültigen Entscheidung will man jedoch abwarten, ob noch ein interkommunaler Flächennutzungsplan für Windenergie aufgestellt wird, der von den Gemeinden Kallmünz, Hohenfels und Beratzhausen auf den Weg gebracht werden soll. Sollte dies nicht der Fall sein, so müsse man entweder doch noch einen eigenen Nutzungsplan aufstellen oder aber den die Genehmigung der zwei Windräder erneut auf die Tagesordnung setzen, beantwortet Bürgermeister Konrad Meier eine diesbezügliche Frage Andreas Nieblers.