Berichte aus dem Gemeinderat
von Beate Arwanitaki-Mirbeth

 

 

Gemeinderatssitzung vom 23. März 2012

Landkreis 2020: An der Zukunft orientierte Politik

Politik soll nicht nur aktuelle Aufgaben bewältigen und den alltäglichen Anforderungen gerecht werden, sondern zudem zukunftsorientiert handeln, indem sie die entsprechenden Weichen stellt und in diesem Zusammenhang vielleicht auch die eine oder andere Vision im Auge behält, die langfristig Realität werden könnte. Der Landkreis Regensburg hat daher das Projekt Landkreis 2020 ins Leben gerufen. In diesem Rahmen sollen sich sowohl die Kreisräte als auch die einzelnen Gemeinden Gedanken machen, wie der Landkreis Regensburg sich entwickeln soll und zwar unter Berücksichtigung der Entwicklungstendenzen. Nach einer Konzeptvorstellung und der Gründung von themenbezogenen Arbeitsgruppen im Kreistag „tourt“ Landrat Herbert Mirbeth nun seit geraumer Zeit durch die Gemeinden, um zum einen die Grundkonzeption vorzustellen und um zum anderen Ideen und Probleme vor Ort aufzunehmen. Am vergangenen Freitag hatte er in diesem Rahmen den Markt Beratzhausen besucht.

Auch wenn es eigentlich um grundlegende Konzepte und um Visionen ging, stellte Bürgermeister Konrad Meier zunächst einmal die Gemeinde Beratzhausen mit all ihrer Infrastruktur und ihren gemeindlichen Einrichtungen im Detail vor. Ein paar Anliegen brachte er am Ende seiner Ausführungen vor. Unter anderem setzte er sich für Erleichterungen im Hinblick auf das Bauen im Außenbereich ein. Hier war der Landrat allerdings anderer Meinung, denn aus seiner Sicht müsse man mit Rücksicht auf die nachfolgenden Generationen eine Zersiedelung verhindern. Zudem wies er auf die zahlreichen Leerstände in den Ortschaften hin und sprach sich in diesem Zusammenhang für eine „Verdichtung von innen“ mittels eines kommunalen Leerstandmanagements aus. Angesichts der Alterspyramidenentwicklung regte Mirbeth an, die Leerstände für neue Wohnformen im Alter zu nutzen, zumal diese Projekt stark durch den Staat bezuschußt würden,. Eine Facharztansiedlung in Beratzhausen betrachtete er jedoch aufgrund der Nähe zu Hemau eher skeptisch. Forciert sehen wollte er die interkommunale Zusammenarbeit in verschiedenen Verwaltungs-, Dienstleistungsbereichen und im Sektor der Feuerwehr um durch die Synergieeffekte Geld zu sparen.

Beratzhauser Fakten: Bevölkerungs- und Geburtenzahlabnahme
Sämtlichen Mandatsträgern hatte das Landratsamt bereits vor Monaten einen umfangreichen mit allen relevanten statistischen Daten, Hinweisen und Anregungen gefüllten Ordner als Basis für die internen Beratungen zur Verfügung gestellt. „Wie wird unser Landkreis in 10 Jahren aussehen? Welche Veränderungen kann die Kommunalpolitik beeinflussen, welche nicht? Wo müssen wir heute bereits ansetzen, um die Weichen richtig zu stellen?“, steht in dem Vorwort dieser Handreichung zu lesen. Die speziellen Fakten für Beratzhausen rief der Landrat nun in der Sitzung nochmals in Erinnerung und zwar mit dem Hinweis, daß sie in der lokalen Politik Berücksichtigung finden sollten. Die Bevölkerungszahl der Marktgemeinde nehme stetig ab und der Blick auf die Geburtenzahlen zeige eine außergewöhnliche Verschlankung, konstatierte Mirbeth. Mit 7,5 „Lebendgeborenen“ pro 1000 Einwohnern liegt Beratzhausen leicht unter dem Landesdurchschnitt und in den letzten fünf Jahren mußte eine starke Bevölkerungsabnahme um 4,2 Prozent verzeichnet werden. Auch der sogenannte Jugendquotient, der die unter 20jährigen in Relation zu den 20 bis 64ijährigen setzt, t weist eine Abwärtstendenz von 9,9 % auf. Sehr hoch ist der Altenquotient mit seinen 33,0. Laut Bevölkerungsprognose erwartet man nun bis 2029 eine weitere Abnahme der Bevölkerung um 2,9 %, wobei die Gruppe der über 65jährigen um über 35 % ansteigen wird, während sich die Gruppe der unter 18jährigen um weitere 17% verringern wird. Für Mirbeth sollten diese Zahlen die Politiker veranlassen, sich mit den grundlegenden Bedingungen in ihrer Gemeinde zu befassen. Gerade im Bereich der Schule werde sich der Trend niederschlagen und man müsse mit Kombiklassen rechnen, um die Schule vor Ort überhaupt erhalten zu können. Angesichts der vielen Hauptschulen, die inzwischen im Landkreis renoviert wurden und die nun .leer stehen, während die Realschulen mit Raumnot zu kämpfen haben, setzte sich Mirbeth dafür ein, die fünften und sechsten Realschulklassen in den ehemaligen Hauptschulgebäuden zu belassen, zumal man auf diese Weise nicht nur Geld sparen könne, sondern sich außerdem die Schulwege verkürzen würden. Angesichts des immer stärker werdenden Drucks, Jugendsozialarbeiter für alle Schulformen einzuplanen, stellte er die Frage nach den Hintergründen und suchte sie in der sich veränderten Gesellschaft.

Mehr Kommunikation
Mit seiner 1700,.. Euro Pro-Kopfverschuldung liege Beratzhausen weit über dem Landkreisdurchschnitt. Es dürfe keine Tabus beim Schuldenabbau geben, konstatierte der Landrat und zielte hier unter anderem auf die Erhöhung der Steuersätze. „Mehr Kommunikation“ lautete außerdem eine seiner Forderungen, denn nur im Miteinander könne es weiter gehen. Als probates Mittel nannte er hier unter anderem Bürgermeister- und Fraktionssprechersitzungen. „Ich möchte, daß Sie aus den Schlagzeilen heraus kommen“, appellierte der Landrat eindringlich an die Anwesenden, Schritte in Richtung Entschuldung zu unternehmen. Er könne nicht auf der einen Seite zum Sparen aufrufen und dann auf der anderen den Radwegausbau an der Laber fordern, konstatierte Mirbeth, sah aber trotzdem ein Problem in Beratzhausen, da die anderen Abschnitte alle entweder schon fertig gestellt oder aber im Bau sind. Um nun seitens des Landkreises einen Beitrag zur Realisierung auf Beratzhauser Gebiet zu leisten, signalisierte er, daß er bereit sei, die Erstellung von ganz „schlichten“ Laberquerungen zu übernehmen. Das Labertal sollte eigentlich so bleiben wie es ist, aber eben für den Menschen erreichbar werden, meinte er und sprach sich für einen naturnahen Ausbau der Wege aus.

Sinnvolle Teilflächennutzungspläne
Der Beratzhauser Flächennutzungsplan sei inzwischen 28 Jahre alt, benötige daher dringend einer Überarbeitung, gab der Landrat generell zu bedenken und gab bekannt, daß der regionale Planungsverband derzeit einen Gemeinde- und zum Teil Landkreisübergreifenden Flächennutzungsplan erarbeite. In der Zwischenzeit sei sicherlich sinnvoll seitens der Gemeinden einen Teilflächennutzungsplan auf den Weg zu bringen, denn nur auf diese Weise habe man eine Möglichkeit, die Standorte von Windkraftanlagen zu steuern, auch wenn eventuell manche Ausweisung der Kommunen dem in ungefähr einem Jahr in Kraft tretendem Plan untergeordnet werden wird, beantwortete er entsprechende Fragen.