Berichte aus dem Gemeinderat
von Beate Arwanitaki-Mirbeth

 

 

Gemeinderatssitzung vom 10. September 2012

Haushalt endlich verabschiedet

Nachdem man sich an diesem Montag mühsam durch eine schier endlos scheinende Tagesordnung durchgearbeitet hatte, konnte nun spät im Jahr der Haushalt 2012 verabschiedet werden. Auch wenn das Zahlenwerk in der vorgelegten Form befürwortet wurde, hagelte es heftige Kritik an den Umständen und der späten Vorlage der Entwürfe, sowie manch anderer Umstände, was wiederum den Bürgermeister auf den Plan rief, der alle Vorwürfe weit von sich wies.

Anfang August hatte man den Haushalt 2012 bereits in einer nichtöffentlichen Sitzung beraten. Nun lag das vollendete Werk zur Abstimmung vor und ist in dieser Form bereits dem Landratsamt vorgelegt und als genehmigungsfähig eingestuft worden. 7.780.700,-- Euro umfaßt der Verwaltungs-, 5,1 Mio Euro der Vermögenshaushalt. Die Kreditaufnahmen werden mit 826.000,-- € beziffert, hinzu kommen noch die nicht abgerufenen Kredite in Höhe von 1,5 Mio € aus dem Vorjahr. Die Kassenkredite betragen 1,2 Mio €. Da man gerade noch die vorgeschrieben Zuführung zum Vermögenshaushalt in Höhe der Tilgungsleistungen „erwirtschaften“ konnte liegt die freie Finanzspanne so ziemlich bei null, während die Pro-Kopf-Verschuldung bei 1708,-- Euro liegen wird. Im Vergleich hierzu: der Landesdurchschnitt ist mit 770,-- € angegeben. Heftiger wird es nach einem etwas entspannteren 2013 im Jahr 2014, denn dann müssen laut Finanzplan hohe Kredite aufgenommen werden, wodurch sich die Gesamtverschuldung auf 11,1 Mio erhöhen wird, was eine Pro-Kopf-Verschuldung von 2000,-- Euro bedeutet..

Stellenplan in Relation zu Einwohnerzahl gesetzt
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Wir müssen jährlich um den Verwaltungshaushalt kämpfen, damit es ein Nullsummenspiel wird“, kommentierte Meier den von Kämmerer Josef Paulus ausgearbeiteten Haushalt und verwies unter anderem auf die Personalausgaben als großen Posten. Genau hier hakte Andreas Niebler wenig später in seinem statement ein. 2005 habe der Markt Beratzhausen noch 5705 Einwohner gehabt, 2011 nur noch rund 5400, führte er die demografische Entwicklung an, um anschließend zu hinterfragen, wie bei einem Dienstleister gleichzeitig die Personalkosten von 1,6 Mio € auf 2,1 Mio € steigen konnten. „Das ist nicht mit der Entwicklung der Löhne und Gehälter zu rechtfertigen“, war er sich sicher, hinterfragte die Effizienz der Arbeitsweise und konstatierte angesichts des Bevölkerungsrückgangs: „Es kann nicht sein, daß der Stellenplan kontinuierlich erweitert wird.“ Vorwürfe, die Meier mit dem Hinweis, die Verwaltung arbeite bereits am Limit, weit von sich wies.

Haushaltsreste korrigieren statt einfach übertragen
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m Übrigen kritisierte der CSU-Fraktionssprecher, daß andere Gemeinden bereits bei der Zwischenbilanz angekommen seien, während Beratzhausen jetzt erst seinen Haushalt beschließe, sämtliche Mahnungen seitens des Landratsamtes und auch die bayerische Gemeindeordnung, die die Vorlage des Haushaltsplans einen Monat vor Beginn des Haushaltsjahres vorschreibe, einfach ignoriert habe. Gerade bei einer derartigen Verschuldung stelle der Haushaltsplan ein wichtiges Instrument dar, mahnte Niebler und wollte den Haushalt in Zukunft endlich im ersten Quartal behandelt sehen. Er schlug zudem angesichts des erneuten großen Haushaltsrestes in Höhe von 350.000,-- Euro, der wiederum - so wie die Reste aus den Vorjahren - dem Vermögenshaushalt zugeschlagen wird, vor, diese Positionen am Ende des Jahres zwecks der Transparenz herauszunehmen, da die Resteübertragung das Regelwerk immer undurchsichtiger machten.

Einladungsschreiben nicht weitergegeben, Geschenkeposten erhöht
Der SPD-Fraktionssprecher hatte diesen Ausführungen noch einige weitere kritische Ergänzungen hinzuzufügen. Nachdem fraktionsübergreifend immer wieder der Haushalt moniert worden sei, habe sich seine Fraktion zunächst an die Rechtsaufsichtsbehörde gewendet, erfahren, daß die Mahnungen der Rechtsaufsicht ignoriert worden seien und man nun laut der zuständigen Angestellten keine weiteren Maßnahmen ergreifen könne. Daraufhin habe sich die SPD an die Regierung der Oberpfalz zwecks Prüfung der Sachlage gewendet und zu ihrem Erstaunen erfahren müssen, daß das Landratsamt die Fraktionssprecher über die Verwaltung zu einem Gespräch eingeladen hatte, der Bürgermeister das Einladungsschreiben jedoch einfach nicht weiter geleitet hatte, führte Rinkes weiter aus und bezeichnete diese Vorgehensweise als „Ungehörigkeit“. „Die Westermeier hätte den Gemeinderäten sagen müssen geht’s wieder“, kommentierte Meier die Einwendungen. Doch der SPD-Vorsitzende hatte noch weitere Kritikpunkte vorzubringen. Er wunderte sich nicht nur, wieso man den Bauplatzverkauf nicht durch umfassende Werbemaßnahmen voranbringe, um so diese rund 3 Mio Euro in die Kassen zu bringen, sondern wollte zudem wissen, wieso die Geschenkausgaben ohne Rücksprache mit den Gemeinderäten von 5000.-- € auf 7.000,-- € erhöht wurden. „Die Bevölkerung hat Anspruch auf Geschenke“, rechtfertigte Meier diese Ausgaben und wies darauf hin, daß diese Position auch der Finanzierung von kleinen Empfängen diene. Im Falle von Haushaltsresten handle es sich nicht um Trickserei sondern um ein legitimes Mittel, wehrte er sich gegen die Korrekturen am Jahresende.

UB-Antrag zu Vereinszuschüssen von 2009 immer noch nicht behandelt
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ngesichts der sehr emotional gefärbten Rechtfertigungen seitens des Bürgermeisters mahnte Alois Dürr, die von den Fraktionssprechern ausgearbeiteten Punkte nicht als persönliche Kritik aufzufassen, sondern als Anregungen für Verbesserungen zu betrachten. Im Hinblick auf die Vereinszuschüsse, die trotz ständiger Systemveränderungsversprechungen wie in den Vorjahren unverändert nach dem „Gießkannenprinzip“ ausgeschüttet werden, erinnerte er an einen entsprechenden detailliert ausgearbeiteten UB-Antrag aus dem Jahr 2008, der bis dato noch nicht behandelt wurde. Nach der langen Debatte wurden sowohl der Haushalts- als auch der Finanz- und der Stellenplan verabschiedet.

Antragsabstimmung Haushaltsberatungen vorgeschaltet

Bevor das Zentralthema, nämlich die Haushaltsverabschiedung zur Debatte stand, hatte der Gemeinderat zunächst einmal über eine Fülle von Anträgen zu entscheiden. Allerdings wurden einige davon nach längerer Diskussion zurückgestellt, beziehungsweise für nichtig erklärt.

Gleich an erster Stelle stand der bereits im vergangenen Jahr eingereichte Antrag der Pfraundorfer CSU auf Neubau des bereits geplanten und beschlossenen Gemeinschaftshauses in Pfraundorf, beziehungsweise zumindest der Sanierung des bestehenden alten Schulhauses. Marktrat Rupert Liebl hatte dieses Anliegen zudem mit einem entsprechenden SPD-Antrag ergänzt. „Die Gemeinde ist dem Dorf das Gebäude schuldig“, untermauerte Benedikt Söllner den Antrag und führte unter anderem den Eingemeindungsvertrag ins Feld. Liebl wies auf die bereits zugesagten Fördermittel hin und signalisierte, daß er dem Haushaltsplan nicht zustimmen werde, wenn das Gemeinschaftshaus nicht genehmigt werde. Allerdings sah der größte Teil der Gemeinderäte die Sachlage etwas anders. Nachdem man dem Neubau zugestimmt habe, habe sich die Haushaltslage der Marktgemeinde drastisch verschlechtert, gab Dürr zu bedenken, wunderte sich jedoch gleichzeitig, wieso man diesen seit einem Jahr vorliegenden Antrag nicht bereits in einer der vorangegangenen Sitzungen in Ruhe beraten hat. Ein Problem sah er nicht nur in der einmaligen Investition, sondern vorallem auch in den Betriebskosten, zumal die Mieteinnahmen durch die Baptisten wegfielen und sich somit das jährliche Defizit auf 10.000,-- € bis 12.000,-- € erhöhen werde. Pfraundorf verfüge über ein Sport- und ein Feuerwehrheim, sowie einen Pfarrsaal und ein gut ausgestattetes Wirtshaus, wodurch sich die Frage stelle, ob ein Gemeinschaftshaus überhaupt notwendig sei, artikulierte er seine Bedenken und brachte deutlich zum Ausdruck, daß er nicht generell gegen eine derartige Einrichtung sei, allerdings die Gemeinde dann nicht als Bauträger fungieren dürfe, sondern das Projekt ähnlich wie in Pollenried von den Vereinen getragen werden müßte und von der Gemeinde lediglich unterstützt werden könnte.

Passus im Eingemeindungsvertrag unwirksam
Der von Söllner immer wieder angeführte Eingemeindungsvertrag, der die Gemeinde verpflichte dem Dorf das Gebäude zur Verfügung zu stellen wurde sowohl von Dürr als auch von Niebler mit dem Hinweis vom Tisch gewischt, daß eine rechtliche Prüfung die Unwirksamkeit des Passus ergeben habe. Basierend auf der Vorgabe des kommunalen Prüfungsverbandes, alle nicht notwendigen gemeindeeigenen Immobilien zu veräußern, machte Dürr den Vorschlag, das Anwesen entweder komplett zu verkaufen oder aber nach einem Abriß das ebenfalls von den Pfraundorfern geforderte Bauland zu schaffen. Im Übrigen warnte er im Falle eines Neubaus vor den Folgeforderungen anderer Ortsteile. Georg Beer zeigte sich zudem entsetzt über die Formulierungen in dem CSU-Antrag, da dem Gemeinderat unter anderem „Abstimmungswillkür“ vorgeworfen wurde. Der Markt hinke seinen Pflichtaufgaben hinterher, mahnte Niebler und hinterfragte angesichts der demografischen Entwicklung und dem Rückgang der Jugendlichen die Notwendigkeit einer neuen Halle. Er konnte sich mit dem Veräußerungsvorschlag anfreunden, da man hier durch die Kostenminimierung für die Gemeinde und die Schaffung von Bauland „zwei Fliegen mit einer Klappe“ schlagen könnte. Aufgrund der „auf den Cent berechneten“ Mindestzuführung zum Vermögenshaushalt wollte Josef Hauser vom Kämmerer wissen, inwieweit Mittel für das Gemeinschaftshaus noch berücksichtigt werden könnten. Die Antwort war hier eindeutig: „Für den Unterhalt stehen im Verwaltungshaushalt keine Mittel zur Verfügung“. Nach der heftigen und seitens der Pfraundorfer Gemeinderäte sehr emotional geführten Diskussion wurden sowohl Neubau als auch Sanierung mit elf zu acht Stimmen abgelehnt.

Kuratoriums Antrag auf BAB-Schild zurückgestellt
Der Kuratoriumsvorsitzende Josef Bezold hatte erneut den Antrag gestellt, mit einem Schild an der Autobahn für die Europagemeinde Beratzhausen zu werben. Von den Investitionskosten in Höhe von 15.000,-- Euro für die kommenden 20 Jahre würde das Kuratorium 50 % übernehmen, wodurch für den Markt Beratzhausen ein Rest von 7.500,-- Euro für Installation und Pflege bleiben. Bezold hatte seinen Antrag unter anderem mit dem Hinweis „Wir brauchen diese Hinweisschilder für unsere Gemeinde, damit wieder Leben ins Zentrum kommt“ begründet und darauf hingewiesen, dass dann eine erhöhte „Kundenfrequenz“ auch wieder neue Geschäfte in die Ortsmitte bringen würde. 7500,-- Euro auf 20 Jahre verteilt würde für die Gemeinde eine jährliche Belastung von 375,-- Euro bedeuteten, hatte Gerhard Rinkes ausgerechnet und machte nun den Vorschlag, diese Summe über den Posten „Werbemittel“ zu finanzieren, da ein derartiges Schild sinnvoller als manch uneffektive Zeitschriftenwerbung sei. Niebler hatte angesichts der mangelhaften Infrastruktur in der Gemeinde jedoch durch die Schürung bestimmter Erwartungen Angst vor einem Negativimage. Da in einem weiteren Tagesordnungspunkt der ARGE-Antrag auf Auszahlung der überschüssigen Mittel für den Johann-Ehrl-Platz und deren Verwendung für weitere gemeinnützige Projekte stand, schlug er den Deal vor, diesen Rest in Höhe von 8.000,-- Euro für das Schild zu verwenden. Damit die Sachlage mit dem Antragsteller besprochen werden kann, wurden beide Anträge schlußendlich zurückgestellt.

Straßeneinstufungen
Um die Einstufung von Straßen ging es in den folgenden Punkten. Mathilde Gockert hatte den Antrag gestellt, die Erschließungsanlage II im Rahmen der Ausbaubeitragssatzung abzurechnen. Mit dem Hinweis, daß die vom Gemeinderat vorgenommenen Einstufungen nicht mehr verändert werden sollten, wurde der Antrag abgelehnt. Auch die Umstufung des nach Oberlichtenberg führenden Feld- und Waldweges in eine Gemeindeverbindungsstraße wurde nicht positiv beschieden. Beschlossen wurde jedoch die Erhebung einer 100%igen Vorausleistung für den Kanalbau Rufenried, Neurufenried, alt Oberndorf, Hölzlhof, Oberlichtenberg, Neupaarstadl, Zehenthof, Lammhof, Buxlohe und Einzelanwesen Pfraundorf.