Gemeinderatssitzung 17.Juli 2014
Haushalt auf den Weg gebracht
Es hatte Mittternacht geschlagen, als am
vergangenen Donnerstag der Haushalt endlich verabschiedet wurde. Auch wenn
die Abstimmung einstimmig und der vorgelegte Haushalt genehmigungsfähig
war, war im Rahmen der Stellungnahmen der Fraktionen einige Kritik laut
geworden und zwar nicht nur im Hinblick auf das fortgeschrittene Jahr.
Bereits der vorgeschaltete Tagesordnungspunkt „Höhe der
Kassenkreditaufnahme“ hatte für einigen Diskussionsstoff gesorgt, da einer
ganzen Reihe von Räten die Summe zu hoch erschien.
In der
neuen Satzung des Gemeinderats hatte man zwar festgelegt, dass die
Sitzungen um 22.00 Uhr enden sollen, doch der wichtigste
Tagesordnungspunkt der „Haushaltssitzung“, nämlich die Verabschiedung der
Haushaltssatzung und alle weiteren damit verbundenen Punkte wurde erst um
ca. 21.50 Uhr aufgerufen, nachdem alle anderen Sitzungsthemen ausführlich
diskutiert worden waren. Trotz der fortgeschrittenen Stunde entspannen
sich zunächst lebhafte Diskussionen rund um die Erhöhung des einem
Dispokredit gleichzusetzenden Kassenkredits von derzeit 1,4 Mio Euro auf 3
Mio Euro. Seit Ende Juni müsse man von einer angespannten Situation
sprechen, da Baurechnungen „in geballter Form“ vorlägen, die bezahlt
werden müssen, erläuterte Kämmerer Josef Paulus den Sachstand und rechnete
erst im Oktober mit einer leichten Entspannung. Nachdem im Haushalt
sowieso eine Kreditaufnahme in Höhe von 500.000,--. Euro vorgesehen sei,
müßte ein Dispo in Höhe von 2,2 Mio Euro ausreichen, um die
Zahlungsfähigkeit der Gemeinde zu sichern, waren sich die Vertreter der
CWV einig. Sicherlich müsse die Gemeinde zahlungsfähig bleiben, aber ein
gewisser finanzieller Druck sei notwendig, um die Abrechnung der
Kläranlage voran zu treiben, meinten Robert Achhammer und Ludwig
Scheuerer. „Wir brauchen die 3 Mio €.“, konterte hier Bürgermeister Konrad
Meier, wies auf einen niedrigen Zinssatz unter drei Prozent hin, gab zu
bedenken, dass der vorgesehene „normale“ Kredit für den Eigenanteil der
Gemeinde am Klärwerk benötigt werde und warnte: „Man kann den Druck so
hoch machen, bis alles explodiert“.
Um die
Zahlungsfähigkeit der Gemeinde zu erhalten wäre Georg Thaler zwar bereit
gewesen, den 3 Mio € zuzustimmen, wollte jedoch die Entscheidung, bei
welcher Bank der Kassenkredit aufgenommen wird durch das Gremium gefällt
und nicht im Rahmen eines Eilgeschäfts abgewickelt sehen. Im Laufe der
Diskussion wurde immer wieder die Versendung der Klärwerksbescheide
angesprochen und der späte Zeitpunkt kritisiert, da Robert Hammer
erläutert hatte, dass man mit den Zahlungen erst im Oktober rechnen könne.
In diesem Zusammenhang wurde zudem hinterfragt, warum andere offene
Posten, wie zum Beispiel der Anschluß von Gunzenhof noch nicht abgerechnet
wurden. Nachdem die Mehrheit aus diesen Gründen die 3 Mio € abgelehnt
hatten, einigte man sich auf einen Kassenkredit in Höhe von 2,5 Mio €.
Konsolidierungspotential im Verwaltungshaushalt
Derartig eingestimmt widmete sich das Gremium dem Verwaltungshaushalt mit
einem Volumen von 8,7 Mio € und dem Vermögenshaushalt mit einem Volumen
von 9,1 Mio €. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestzuführung von
524.000,-- Euro kann zwar minimalst überschritten werden, doch die freie
Finanzspanne liegt fast bei null. Laut Paulus gehören die Personalausgaben
mit 2,4 Mio € zu den größten Brocken im Ausgabenbereich, ebenso wie die
Kreisumlage mit über 1,5 Mio € nicht unerheblich zu Buche schlägt. Auch
wenn es keine Nettoneuverschuldung geben wird, man aufgrund von nicht
getätigten, jedoch in den Vorjahren vorgesehenen Ausgaben sogenannte
Rücklagen hat und die Mindestzuführung hinzukommt, ist eine
Darlehensaufnahme von 500.000,-- Euro nötig, sodaß die
Pro-Kopf-Verschuldung angesichts einer Gesamtverschuldung von 11 Mio €
derzeit bei 2100,-- Euro liegt und Ende des Jahres bei 1836,-- € liegen
wird, während der Landesdurchschnitt bei 751,-- Euro liegt. Auch in den
kommenden Jahren werde sich die Finanzlage der Gemeinde kaum verbessern,
kam Paulus auf den ebenfalls zur Abstimmung vorliegenden Finanzplan zu
sprechen. In Hemau liege bereits der Zwischenbericht zum Haushalt vor,
während sich Beratzhausen jetzt erst mit der Erstellung des Haushalts
befasse, kritisierte Andreas Niebler die Zeitschiene und sprach zudem von
„Haushaltskosmetik“, da man eine genehmigungsfähige Form des Haushalts
durch die Streichung von eigentlich notwendigen Maßnahmen erreicht und
dies wiederum einen Investitionsstau zur Folge habe. Sowohl er wie auch
später weitere Ratskollegen, wie zum Beispiel Georg Thaler erachteten eine
„ernsthafte Haushaltssanierung“ als dringend notwendig. Da man hierfür
Zeit benötige, müsse man sich bereits nach der Sommerpause intensiv mit
dem Thema auseinandersetzen, war man sich einig. Konsolidierungspotential
sahen sie zum Beispiel im Bereich der Energie- und Reinigungskosten der
energetisch sanierten Schule, da die Kosten trotz der rapide gesunkenen
Schülerzahlen gleich geblieben sind. Im Übrigen wollte Niebler die
kostenlose Nutzung der Turnhalle durch die Vereine, die Friedhofsgebühren,
die freiwilligen Leistungen und weitere Punkte auf den Prüfstand gestellt
sehen und konnte nicht verstehen, wieso im vorliegenden Stellenplan eine
Mehrung von vier Planstellen vorgesehen wurde.
Externe
Prüfungsberichte im Visier
Sowohl er als auch Georg Thaler bezogen sich bei ihren Stellungnahmen auf
die erst auf Initiative von Martin Tischler und Ludwig Scheuerer
vorgelegten externen Prüfungsberichte. Thaler wurde in seinem statement
sehr deutlich. Er könne angesichts des vorgelegten Materials keine
Perspektive auf eine positive Entwicklung der Gemeinde erkennen, umriß er
seine Gesamteindruck und wies auf die stetig steigenden Personalkosten und
die seit Jahren ständig überzogenen Konten hin. „Die Kassenkredite sollen
die Gemeinde am Laufen halten“, während die Zinsen hierfür im „allgemeinen
Topf“ verschwänden, kritisierte er die mangelnde Sparsamkeit des
„bewährten Bankers“, der den Begriff Schulden einfach als „rentierliche
Verbindlichkeiten“ ersetze. Ebenso wie Niebler kam auch Thalerer auf ein
Organisationsdefizit in der Verwaltung zu sprechen, lastete dies dem
Bürgermeister als Chef der Verwaltung an und appellierte an Meier: „Nehmen
Sie doch endlich die Aufgaben des Verwaltungsleiters wahr!“. Weiter
forderte er den Bürgermeister auf, die Kompetenzen der Referenten und die
Anregungen der Fachstellen zu nutzen. Robert Achhammer pochte erneut auf
die Erhebung der Außenstände, sah im Bereich der Schule äußersten
Handlungsbedarf und wollte die Ausgaben in den Bereichen Volksfest,
Kindergärten und Bücherei überprüft sehen. Martin Tischler konnte sich
seinen Vorrednern nur anschließen.
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Niederschlagsentwässerung und Schwimmbadöffnungszeiten
Bevor es in Sachen Haushalt in medias res ging, standen zunächst einmal
die Niederschlagsentwässeung in Hardt, der Bauantrag Gradl und die
Öffnungszeiten des Schwimmbads im Gemeinderat zur Debatte und entpuppten
sich als abendfüllende Themen.
Die in den
Regenwasserkanal einleitenden Hardter Bürger hatten den Antrag auf
Befreiung vom Grundstücksflächenbeitrag im Zuge des Neubaus der Kläranlage
gestellt. Noch vor der Sitzung hatte man sie zu einer
Informationsveranstaltung in den Zehentstadl gebeten. In der Sitzung
selber erläuterte Robert Hammer den Räten ausführlichst die Rechtslage und
erachtete die Straßengräben in Hardt, in die derzeit das Regenwasser
abgeleitet wird, als Teil der Beratzhauser Entwässerung. Aus dieser
Definition heraus leitete er die Rechtmäßigkeit der Beitragserhebung für
die Kläranlage ab. Ausgenommen von dieser Regelung sind lediglich die
Anwohner, die ein Versickerungsgutachten vorgelegt haben. Georg Thaler
jedoch sah sehr wohl einen Unterschied zwischen der Leitung des
Regenwassers in Richtung Klärwerk und der Benutzung eines Straßengrabens.
Auf der anderen Seite wollte er vor einer Entscheidung zunächst einmal den
Abschluß des Wasserrechtsverfahrens abwarten, da mit eventuellen
Nachbesserungen zu rechnen sei, die sich finanziell wiederum
niederschlagen würden. Außerdem wies er auf das VGH hin, dass lediglich
besage, dass Straßengräben Bestandteil einer Entwässerungseinrichtung sein
können, aber nicht müssen, während Robert Hammer in diesem Zusammenhang
von einer „Schicksalsgemeinschaft“ sprach. Dr. Diana Hehenberger ging
angesichts der Lage im Karst davon aus, dass auf die Gemeinde noch weitere
Auflagen zukommen werden, während Andreas Niebler eine
Zweiklassengesellschaft befürchtete, wenn die betroffenen Hardter mit
ihrer Niederschlagsentwässerung nicht zur Kasse gebeten werden, während
die ebenfalls mit einem Trennsystem ausgestatteten Mausheimer und
Rechberger zahlen müssen. Schlußendlich stimmte über die Hälfte der
Gemeinderäte gegen den Antrag auf Befreiung.
Bauantrag Gradl abgelehnt
Nachdem Miriam und Nikolaus Gradl einen Antrag auf Wiederaufnahme des
Verfahrens bezüglich ihrer abgelehnten Bauvoranfrage auf Bebauung eines
Grundstücks im Außenbereich von Mausheim und die Herausnahme der Fläche
aus dem Landschaftsschutzgebiet und auf Einordnung als Mischgrundstück
gestellt hatten, befaßte sich der Gemeinderat erneut mit dieser
Problematik. Robert Hammer hatte die Räte mit einer umfangreichen
Dokumentation ausgestattet und wies angesichts der Topografie zudem auf
die Erschließungsproblematik hinsichtlich der Zufahrt hin. Gleichzeitig
gab er zu bedenken, dass sich die Untere Naturschutzbehörde gegen den
Antrag Gradls ausgesprochen habe und dieser Bereich laut
Flächennutzungsplan als klassischer Außenbereich anzusehen sei. Georg
Thaler und Martin Tischler wollten jedoch die Gesamtsituation der Familie
mit der behinderten Tocher und nicht nur die klassischen baurechtlichen
Bestimmungen berücksichtigt sehen, während Ludwig Scheuerer ebenso wie
Andreas Niebler darauf hinwies, dass das Behindertengleichstellungsgesetz
keine Handhabe gegen das geltende Baurecht darstelle. Niebler konnte nicht
verstehen, wieso das Thema nun zum zigsten Mal im Gemeinderat behandelt
wird, wollte wissen, was nach einer Genehmigung mit dem bestehenden
Schwarzbau geschieht und warnte vor nachfolgenden Schwierigkeiten, wenn
weitere ähnlich gelagerte Anträge kommen. Sebastian Liedtke wehrte sich
ebenfalls gegen die Legalisierung des Schwarzbaus. Mit knapper Mehrheit
wurde der Antrag Gradls abgelehnt.
Schwimmbadöffnungszeiten
Die SPD hatte den Antrag gestellt, in Bezug auf die
Schwimmbadöffnungszeiten wieder zu der alten Regelung, nämlich der Öffnung
ab 9.00 Uhr zurückzukehren, da die 10.00 Uhr-Regelung nicht die erhofften
Einsparungen gebracht hätten, sondern im Gegenteil der Saisonkartenverkauf
zurückgegangen sei. Nachdem das Bad interimsweise in dieser Saison bereits
ab 9.00 Uhr geöffnet worden war, vermißte Robert Achhammer eine Erfassung
der Personen, die vor 10.00 Uhr gekommen waren. Nun soll das Bad ab den
großen Ferien bis zum Saisonende weiterhin ab 9.00 Uhr geöffnet werden und
gleichzeitig eine Statistik in Bezug auf die „Frühbesucher“ erstellt
werden.
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