Beratzhausens Haushalt wurde nun in der
vergangenen Sitzung doch noch verabschiedet.
Auch wenn die Mehrheit für das Zahlenwerk
stimmte, wurden viele kritische Stimmen laut,
vorallem in Bezug auf diverse Versäumnisse und
die Nichtumsetzung von Beschlüssen. Dank zollte
man unisono dem Kämmerer, da er trotz der
„schwierigen Umstände“ sehr gute Arbeit
geleistet habe.
Der
Haushalt 2016 sei vom Vorjahr vorbelastet,
stellte Kämmerer Josef Paulus gleich zu Beginn
seiner Ausführungen klar. Die Mindestrücklagen
sind aufgebraucht, die Pro-Kopf-Verschuldung
liegt bei 1712,-- Euro, die Kasse zeichnet sich
durch ein Minus von rund 3 Mio Euro aus. Doch
laut Haushaltsplan wird sich das alles ändern,
denn die Abrechnung der Kläranlage soll über die
Bühne gehen, die Kanalgebühren sollen
eingefordert werden und die regulären Einnahmen,
wie die Einkommenssteuerbeteiligung und die
Gewerbesteuer werden auch sprudeln, sodaß man
laut Kämmerer mit einem enormen
Verwaltungshaushaltsüberschuss rechnen kann.
Somit ist die Zuführung zum Vermögenshaushalt
gesichert und auch keine Kreditaufnahme
notwendig, können Schulden getilgt werden.
Dennoch warnte der Kämmerer wie bereits bei den
Haushaltsvorberatungen angesichts der
erheblichen Rückstände im Bereich Sanierungs-
und Erhaltungsmaßnahmen vor Eurphorie. Dieser
Investitionsstau war auch Gegenstand in den
Stellungnahmen der einzelnen Fraktionen. Andreas
Niebler relativierte auch gleich den
Schuldenabbau, denn auch wenn Beratzhausen am
Ende des Jahres laut Plan bei 1605,-- Euro pro
Kopf Verschuldung liegen wird, liegt man immer
noch weit über dem bei 741,-- Euro liegenden
Landesdurchschnitt. Die freie Finanzspanne von
über 1,2 Mio Euro führte der
CSU-Fraktionssprecher unter anderem auf den
besagten Investitionsstau und die beschlossenen
aber nicht durchgeführten Maßnahmen zurück. Am
Ende seiner Stellungnahme artikulierte er die
Forderungen der CSU: Kläranlagen- und
Kanalgebührenbeitragserhebung, konsequente
Baulandbeschaffung innerorts,
Wiendl-Gelände-Vermarktung, Rückkehr in die
Städtebauförderung, Sanierung der
Mehrzweckhalle, Ersatzbeschaffung der
Feuerwehrfahrzeuge. Ein weiterer Punkt war die
Überprüfung der Organisationsstruktur im
Rathaus, da die Personalkosten 26% des
Verwaltungshaushalts ausmachen und somit die
reguläre prozentuale Obergrenze für diesen
Posten überschritten ist. „Ressourcen sind hier
vorhanden“, war sich Niebler sicher und wies
nicht nur auf die Doppelbearbeitung von
Vorgängen sondern auch auf die Abgabe von
Aufgaben an die Realsteuerstelle hin. Im Übrigen
führte er noch einige vom kommunalen
Prüfungsverband vorgebrachten, aber immer noch
nicht realisierten Vorschläge zur Optimierung
des Verwaltungshaushalts ins Feld.
Kritik von der SPD Das
vorliegende Zahlenwerk sei sicherlich
genehmigungsfähig, doch der Haushalt einer
Kommune müsse von den Faktoren „Vollständigkeit,
Klarheit und Wahrheit“ geprägt sein,
kommentierte Georg Thaler das Thema generell,
bevor er detailliert seine Kritik an der
Handlungsweise des Bürgermeisters zum Ausdruck
brachte. Die Klärwerkabrechnung und die
Kanalgebührenerhebung habe man nach dem „Prinzip
Hoffnung“ eingearbeitet, die Einnahmen seien
zwar so hoch wie noch nie, das Gleiche gelte
jedoch auch für die Personal- und laufenden
Sachausgaben, während sich die Rathausspitze
vornehm zurück halte wenn es um die seit Jahren
vom Landratsamt geforderte
Haushaltskonsolidierung gehe, griff er Konrad
Meier an. Just diese Konsolidierung und die
darauf zielenden, aber nicht umgesetzten
Beschlüsse des Haupt- und Finanzausschusses sind
nun auch Grund für eine
Dienstaufsichtsbeschwerde aller Fraktionen mit
Ausnahme der CSU. Thaler erinnerte in diesem
Zusammenhang an die Aussage Meiers in der
Maisitzung, in der er sich mit dem Fehlen der
Niederschrift für ein dreiviertel Jahr
Nichtumsetzung gerechtfertigt hatte und wurde
deutlich: „Eine solche Einstellung gegenüber dem
MGR ist in unseren Augen, milde gesagt, ein
Affront, nach dem Motto
„Beschließt
was ihr wollt, ich mach was ich will“. So
nicht! Es ist ein finanzieller Schaden für die
Gemeinde in Höhe von mehreren 10.000 € durch
„Nichtstun“ entstanden.“ Die Versäumnisse noch
weiter konkretisierend wies Thaler auf das
energetisch sanierte Schulhaus hin, in dem der
Energieverbrauch und der Unterhalt trotz einer
Halbierung der Schülerzahlen gestiegen ist,
führte die beschlossene aber wiederum nicht
umgesetzte Reduktion von Fachliteratur an und
bemängelte, dass diese Punkte in keinster Weise
im Haushalt Niederschlag gefunden haben. Gründe
für die SPD-Fraktion den Haushalt abzulehnen und
die Entscheidung des Landratsamts bezüglich der
Dienstaufsichtsbeschwerde abzuwarten.
Änderungen erst nach Aufforderung ausgewiesen
Die bereits auch von Thaler angeführte Tatsache,
dass den Räten erst am Sitzungstag per Mail die
eingearbeiteten Vorschläge des Haushalts- und
Finanzausschusses zugegangen waren, sorgte auch
bei Michael Eibl für Kritik. Er erinnerte daran,
dass er den Haushalt 2015 aufgrund der
Befürchtung, dass die Kläranlage nicht
abgerechnet und die Gebühren nicht erhoben
werden, abgelehnt hatte, und diese Befürchtungen
Realität geworden seien. Auch dieser Haushalt
beinhalte wieder derartige Unwägbarkeiten,
mahnte er. Den Beweis für den Investitionsstau
habe man jetzt mit dem Zahlenwerk geliefert
bekommen, wies auch er auf die nicht umgesetzten
Maßnahmen hin, vermisste die Transparenz in der
Gemeindepolitik, forderte eine Fehleranalyse in
puncto Klärwerkabrechnung, nahm gleichzeitig die
Mitarbeiter der Verwaltung in Schutz und
konstatierte: „Die Zusammenarbeit zwischen
Gemeinderat und Chef der Verwaltung krankt“.
Dennoch stimmte Eibl aufgrund des noch in
letzter Minute vorgelegten Hinweises auf die
Änderungen im Haushalt dem Zahlenwerk zu. Von
einem grenzwertigen bis untragbaren Umgang mit
dem Gremium sprach Tobias Walter und schlug in
die gleiche Kerbe wie seine Vorredner, die die
Nichtumsetzung von Beschlüssen, den
Investitionsstau und die fehlende Anpassung des
Schulunterhalts angemahnt hatten. „So lange es
noch nicht abgerechnet ist, sind es Schulden“,
meinte Kailer und versagte seine Zustimmung zum
Haushalt, während Ludwig Scheuerer zwar
zustimmte, aber nicht ohne seine Kritikpunkte
anzubringen. Schlussendlich wurde der
Stellenplan gegen die Stimmen der SPD
abgesegnet, wurde der Verwaltungshaushalt mit
einem Volumen von 10.188.500,-- Euro und der
Vermögenshaushalt mit einem Umfang von
8.537.600,-- Euro gegen die Stimmen Michael
Landfrieds, Oswald Kailers und den vier
SPD-Fraktionsmitgliedern genehmigt.
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