Heimatpfleger nominiert

von Beate Arwanitaki-Mirbeth

Beratzhausen, Mai 2009

Anfang Mai wurden nun die neuen Orts- und Heimatpfleger endgültig bestellt. In einem Gespräch zwischen Kulturreferent Michael Eibl, Bürgermeister Konrad Meier und Dr. Christine Riedl-Valder und Elisabeth Spitzenberger wurde bei dieser Gelegenheit die neue Aufgabeneinteilung besprochen. Die Koordination der Orts- nud Heimatpflege wird wie geplant bei Michael Eibl angesiedelt sein.

In Zukunft werden die orts- und heimatpflegerischen Aufgaben nun durch zwei geteilt, wobei allerdings Überschneidungen der einzelnen Bereiche durchaus vorkommen werden, somit die Zusammenarbeit einen wichtigen Aspekt darstellen wird. Kulturreferent Michael Eibl gratulierte den beiden Damen zu ihrer Ernennung und freute sich besonders, dass diese Position nun mit hochkompetenten Personen besetzt werden konnte. Einmal pro Quartal wollen sich alle treffen, um Projekte und Anliegen besprechen und diskutieren zu können. Die Schwerpunkte werden aufgrund der Fachkompetenzen bei Elisabeth Spitzenberger in der architektonischen Richtung und bei Dr. Christine Riedl-Valder in der literarischen Richtung liegen. Das komplexe Thema „Burg Ehrenfels“ soll bereits Ende Mai / Anfang Juni zur Diskussion stehen.

 

Interview mit der Heimatpflegerin Dr. Christine Riedl-Valder

Die Kunst- und Literaturwissenschaftlerin Dr. Christine Riedl-Valder ist seit 1993 in Beratzhausen ansässig. Seit 1982 arbeitet sie freiberuflich als Kulturjournalistin, Übersetzerin und Lektorin. Unter anderem war sie mit Ausstellungsprojekten der Ostdeutschen Galerie betraut, ebenso wie sie für Museen der Stadt und der Diözese Regensburg. Bevor sie sich mit der Redaktion „KunstLiteraTour“ selbstständig gemacht hat, arbeitete sie als leitende Angestellte in einem Regensburg Kunstbuchverlage. Seit 2007 ist sie Sprecherin und Organisatorin der Arbeitsgemeinschaft Oberpfälzer Jura im Historischen Verein für Oberpfalz und Regensburg und des Stammtisches "Heimatgeschichte" in Beratzhausen.

Red.: Welche Beweggründe hatten Sie, sich für das Ehrenamt des Heimatpflegers in Beratzhausen zu bewerben?

C. R-V.: Kultur-, Heimat- und Denkmalpflege liegen mir am Herzen, weil sie das Bewusstsein für den eigenen Lebensraum schärfen. Das Wissen um die eigene Identität ist ja eine Grundvoraussetzung für das Bestehen in unserer multimedialen Welt. Deshalb engagiere ich mich schon seit Jahren ehrenamtlich in diesem Bereich. Ich bin der Meinung, dass noch viel mehr getan werden müsste, um unsere Kulturgüter und Traditionen zu schützen und unsere Jugendlichen dafür zu interessieren. Bei uns auf dem Land wird Kultur von vielen noch immer als Luxusartikel begriffen, für den nur dann finanzielle Mittel fließen, wenn alles andere abgedeckt ist.

Red.: Wie wollen diesen Tendenzen begegnen?

C.R-V.: Zusammen mit Gleichgesinnten werbe ich in unserer Arbeitsgemeinschaft Oberpfälzer Jura für das Interesse an der kulturellen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Heimat und setze mich für den verantwortungsvollen Umgang mit den Zeugnissen unserer Geschichte ein. In diesem Bemühen wollen wir eng mit den Kulturvereinen in unserer Region zusammenarbeiten, damit wir uns gegenseitig unterstützen können. Seit 2007 ist auch unser Stammtisch "Heimatgeschichte" in Beratzhausen in der Erforschung lokalgeschichtlicher Themen aktiv. Die Teilnehmer haben zum Beispiel Interviews von Zeitzeugen gesammelt, die den Einmarsch der Amerikaner in Beratzhausen selbst miterlebten, andere widmen sich der Brauereigeschichte des Ortes oder bereiten einen Filmabend über die Feierlichkeiten des 1100-Jahr-Jubiläums, das 1966 stattfand, vor.

Red.: Ist die Zweiteilung des Amtes aus Ihrer Sicht sinnvoll? Ergibt sich daraus eine größere Effizienz?

C.R-V.: Je mehr sich engagieren, desto besser. Jeder hat seine Spezialgebiete und kann sich mit seinem Fachwissen einbringen. Ich sehe dabei nur Vorteile. Grundvoraussetzung ist natürlich der Wille zur Zusammenarbeit.

Red.: Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?

C.R-V.: Beratzhausen liegt im Einzugsgebiet der Welterbestadt Regensburg. Wenn unsere Gemeinde in Zukunft nicht nur als bloße Naherholungsstation in „noch“ reizvoller Landschaft gelten will, sondern auf ein eigenes Profil Wert legt, muss es meiner Meinung nach seine Kulturgüter und sein Kulturleben selbstbewusster erhalten und pflegen. Ich möchte mit meiner Arbeit zu einem vielseitigen kulturellen Angebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene beitragen. Es soll das Interesse an regionaler Kultur, Brauchtum und Geschichte fördern. Denn nur, wer seine Heimat schätzt, will sie auch erhalten.

Red: Welche konkreten Defizite sehen Sie?

C.R-V.: Die Archivpflege wird in Beratzhausen meiner Meinung nach optimal betreut. In der Heimat- und Denkmalpflege gibt es jedoch viel zu tun. Tatsache ist, dass in den letzten Jahren in Beratzhausen wichtige Zeugnisse aus der Vergangenheit abhanden kamen, zerstört wurden oder gegenwärtig in akuter Gefahr sind. Die größten Sorgen bereitet mir der rasant fortschreitende Verfall unserer Burg Ehrenfels. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Aber auch die beiden, durch Wasserschaden und Pflanzenbewuchs stark beschädigten mittelalterlichen Grabsteine der Stauffer zu Ehrenfels am Nordeingang der kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul müssten schnellstmöglich gesichert werden. Ein großer Verlust war zum Beispiel die Zerstörung des Altweges zum Ametshof oder der Verkauf der wertvollen heimatkundlichen Sammlung von Sepp Ferstl. Zur Sicherung vorhandener Kulturgüter wäre eine vollständige Dokumentation der Flur- und Kleindenkmäler und der Kunstgegenstände in den öffentlichen Gebäude und Kirchen erforderlich. Die alte Bausubstanz im Marktbereich sollten dokumentiert werden. Im Bereich der Literaturpflege lässt sich in Zusammenarbeit mit dem Team in der Marktbücherei, das selbst sehr kreativ ist, bestimmt viel bewegen. Wünschenswert wäre meiner Meinung nach eine noch stärkere Förderung regionaler Schriftsteller mit Lesungen, Vorträgen und Studioausstellungen sowie Angebote zum kreativen Schreiben für alle Altersstufen. Aber alles auf einmal geht natürlich nicht. Ganz besonders wichtig für mich: bei Jugendlichen mit geeigneten Projekten frühzeitig Interesse an der eigenen Kulturlandschaft wecken und sie zu selbständigem Engagement anregen.

Red.: Gibt es konkrete Projekte?

C.R-V.: Für unseren Stammtisch "Heimatgeschichte" werde ich die Ergebnisse der Zeitzeugenberichte über den Einmarsch der Amerikaner in Beratzhausen in Zusammenarbeit mit Altbürgermeister Hermann Lassleben schriftlich auswerten. Einen größeren Unterrichtsbeitrag zum Thema "Beratzhausen mit Burg Ehrenfels im Mittelalter" den ich vor ein paar Wochen für eine 3. Klasse ehrenamtlich leistete, möchte ich noch für weitere Jahrgangsstufen ausarbeiten und dann zur Verfügung stellen. Außerdem arbeite ich zur Zeit an einem Porträt des Schriftstellers, Historikers und Altbürgermeisters Franz Xaver Staudigls aus Beratzhausen.

Red.: Wie wird die Zusammenarbeit mit den anderen Heimatpflegern aus Ihrer Sicht aussehen?

C.R-V.: Ich hoffe, wir werden uns gegenseitig anregen und zum Wohle unserer Gemeinde optimal zusammenwirken.