Veranstaltung mit Tanja Schweiger


 Beate Arwanitaki-Mirbeth

 

Diskussion statt langer Reden

Statt einer langen Rede wählte die parlamentarische Geschäftsführerin der Freien Wähler Tanja Schweiger bei ihrem Besuch in Beratzhausen eine andere, erfrischende Form der Veranstaltungsgestaltung. Nach dem kurzen Anriß einiger zur Zeit zur Debatte stehenden Themen wie „Hausärztevertrag“, „Energieoffensive“ und „Schulpolitik“ stellte sie sich den Fragen der Bürger. Auf diese Weise kamen die Dinge zur Sprache, die „das Volk bewegt“ und das Spektrum verbreiterte sich im Laufe des Abends um Einiges.

Eingestimmt durch den Schulbesuch der Landtagsabgeordneten wurde das Thema „Schule“ in der darauffolgenden Abendveranstaltung nochmals kurz fokussiert, wobei die Schülerbeförderung unweigerlich zur Sprache kam. Noch seien die Grundschulen flächendeckend gut verteilt, doch angesichts der sinkenden Schülerzahlen müsse man sich überlegen, wie die Schule der Zukunft auszusehen habe, meinte Schweiger. Sie forderte die Zulassung individueller Lösungen, anstatt dem gesamten Freistaat ein Einheitskonzept überzustülpen. „Die Strukturen in Bayern sind zu differenziert für Schablonen“, war Schweiger sich sicher. Sie habe das Mittelschulkonzept von Anfang an heftig kritisiert, jetzt zeige die Realität, daß sie mit ihren Befürchtungen Recht gehabt habe, denn das Konzept mache nur in Städten mit ihrem dichten Schulnetz Sinn, antwortete die Landtagsabgeordnete auf die Kritik eines Veranstaltungsbesuchers an der Schulreform. Sie bezeichnete das Ganze als „Lehrereinsparmodell“, das den Kommunen die Last der Schülerbeförderung aufs Auge drückt.

Einbindung der Bürger
Genereller Tenor Schweigers war an diesem Abend die Forderung nach der stärkeren Einbindung der Bürger in die verschiedenen Prozesse. Als erstes Beispiel führte sie Energiegenossenschaften zwecks Aufbau einer dezentralen Energieversorgung an. „Werden die Bürger mit eingebunden, ziehen alle an einem Strang. Ein Windrad stört nicht mehr, wenn der Ertrag den Anwohnern zu Gute kommt“ lautete ihre These und zwar ganz nach dem Motto „aus der Region, in der Region, für die Region“ plädierte sie für regionale Wirtschaftskreisläufe und warnte davor, fremden Investoren das Feld zu überlassen.

"Zukunft Bayern"
Bezüglich der Hausarztversorgung wußte Schweiger zu berichten, daß das Problem in den wirklich noch sehr ländlichen Bereichen wie zum Beispiel in der Chamer Gegend immer größer werde, zumal ein Großteil der praktizierenden Hausärzte inzwischen schon über 60 Jahre alt und Nachfolger hier schwer zu finden sind. Aus diesem Grunde vertrat sie die Ansicht, man solle den Numerus Clausus senken, um die Versorgung in diesen Gegenden auch in Zukunft aufrecht erhalten zu können. Hinsichtlich der von Rupert Liebl angesprochenen flächendeckenden DSL-Versorgung kritisierte sie, daß Bayern als einziges Bundesland nicht das bundesweite Förderprogramm mit seinen 500.000,-- Euro pro Maßnahme übernommen hat und stattdessen ein eigenes mit lediglich 100.000,-- Euro pro Kommune aufgelegt hat. Als weiteres Thema kam das Expertengutachten „Zukunft Bayern“ mit seiner These, die Zentren noch mehr zu stärken, auf den Tisch. Hier verwies Schweiger auf die Mitglieder des Expertenteams, die allesamt aus Städten kommen und somit die ländlichen Strukturen und Probleme gar nicht kennen. „Man darf keine Gemeinden abhängen, die nicht wirklich an die Metropolen angebunden sind“, kommentierte sie die Vorschläge und vertrat die Meinung, daß man die Arbeitsplätze mittels eines Arbeitsplatzentwicklungsprogramms in die schwachen Regionen bringen müsse und nicht einfach mittels teurer Ämterverlegungen, die lediglich ein Pendeln der jetzigen Angestellten mit sich bringen.

Landesbank
Im Laufe des Abends wurde unweigerlich die „Landesbankfrage“ zur Sprache gebracht. Kopfschütteln und den Kommentar „wir haben ja hier ägyptische Verhältnisse“ lauteten anschließend die Kommentare der Beratzhauser, nachdem Schweiger so einige Details erläutert und erneut darauf hingewiesen hatte, daß ein 10 Milliarden € umfassender Nebenhaushalt zwecks Stützung der LB aufgemacht wurde, der nun 500 Mio € Zinsen per anno zur Folge hat. Auf Initiative der Freien Wähler hätte inzwischen eine Rechtsanwaltskanzlei geprüft, ob man neben den Vorständen nicht auch die Verwaltungsräte strafrechtlich belangen könnte, erläuterte sie und freute sich, daß dies nun tatsächlich der Fall ist und man sich in den nächsten Wochen im Untersuchungsausschuß mit diesem Thema befassen wird. Der Auftrag für die Landesbank laute „inländische Kreditversorgung“ und nicht die Spekulation, erinnerte Schweiger an die Aufgaben der BLB und monierte, daß beim Kauf der Alpe Adria bereits sieben Straftatbestände bekannt gewesen seien, man jedoch die Augen vor diesen Tatsachen einfach verschlossen habe.
 

Bitten an die Gemeinderäte
Abschließend nutzte Freiss die Gelegenheit, seine Bitten an die Gemeinderäte zu platzieren. Und zwar erinnerte er daran, daß die Sanierung des Hartplatzes, der dringend benötigt wird, schon zigmal verschoben wurde, die Sanitäranlagen in der Turnhalle inzwischen sowohl für Schüler als auch für Gäste in einem unzumutbaren Zustand befinden, einige Grundschulklassen dringend wenigstens einen Anstrich benötigen und der hintere Zugang zur Schule nicht gerade den besten Eindruck auf Besucher macht.