Stellungnahme zu den Norma-Planungen


von Michael Eibl, , Vorsitzender der UB

14. Dezember 2014

 

Michael Eibl
Kulturreferent
Weidenstr. 12
93176 Beratzhausen
0175/5822012



Beratzhausen 14.12.2014



An dieMarktgemeinde Beratzhausen



Stellungnahme des Kulturreferenten zum Abriss der Gebäude auf dem Wiendl-Gelände Beratzhausen und Genehmigung eines Verbrauchermarktes

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen,
am 18. Dezember soll der Marktgemeinderat über den Abriss der Gebäude auf dem Wiendl-Gelände und der Genehmigung eines Verbrauchermarktes der NORMA entscheiden.

Es geht mir in meiner Stellungnahme nicht darum einen Verbrauchermarkt NORMA zu verhindern oder überhaupt etwas zu verhindern, sondern es geht mir darum, dass der Markt Beratzhausen seine langfristig angelegte städtebauliche Entwicklung und die Erhaltung seines besonders wertvollen Ortskernes nicht aus den Augen verliert.

Die war u.a. auch der Grund warum ich bereits am 26.10.14 einen Antrag gestellt habe, die im Jahr 1997 erlassene Gestaltungsfibel als Gestaltungssatzung an alle Kolleginnen und Kollegen zu verschicken und zeitnah unser beratendes Büro Dömges in eine öffentliche Sitzung einzuladen, um diese Satzung zu erläutern.Außerdem habe ich beantragt, in einem nächsten Schritt, in einer weiteren Sitzung den Wiedereinstieg in das Städtebauförderungsprogramm zu diskutieren.Am 1.12.14 habe ich mich für den Versand der Satzung bedankt, die Vorstellung und Diskussion noch einmal angemahnt, allerdings wieder ohne Erfolg. Am 9.12. 14 habe ich persönlich mit dem Büro Dömges gesprochen und erfahren, dass der Markt Beratzhausen weder wegen der Vorstellung der Gestaltungsfibel noch wegen der neuen Planungen der NORMA beim Büro Dömges angefragt hat.

Wenn nun der Marktgemeinderat am 18.12.14 über den Abriss der Gebäude am Wiendl-Gelände und über den Verbrauchermarkt entscheiden würde, wäre dies eine Nichtbeachtung dieser Anträge zumal zu den neuesten Planungen der NORMA unser beratendes Büro Dömges noch nicht hinzugezogen wurde.Dies geschah zuletzt bei den gemeinsamen Planungen von Norma und Edeka auf diesem Gelände am 20.12.13. Die Stellungnahme des Büro Dömges ist zur Erinnerung im Anhang.U.a. wurde dabei festgestellt,
„…Bedauert wird auch, dass kein funktionales Konzept entwickelt wurde,in das die für das Ortsbild von Beratzhausen wichtigen und identitätsstiftendenGebäude des ehem. Brauereigeländes (Langhaus mitKrüppelwalmdach / Lagerkeller mit Kühlschiff) in irgendeiner Form(kleinere Einzelhandelsbetriebe, Gastronomie) eingebunden sind…“
Begrüßt wurde die Ansiedlung von Supermärkten im Ortszentrum, jedoch komme es darauf an, diese städtbauverträglich einzubinden.

Es stellt sich auch die Frage, warum der Markt Beratzhausen und die Städtbauförderung vor sieben Jahren für einen Planungswettbewerb über 100.000 Euro ausgegeben haben und seit dieser Zeit diese Unterlagen nicht mehr verwendet werden. Dabei ist zu beachten, dass dieser Wettbewerb nicht nur Aussagen zu den damaligen Planungen macht, sondern auch wichtige Erkenntnisse für aktuelle Planungen beinhaltet. Ein wesentlicher Bestandteil des damaligen Wettbewerbs war die geforderte Flexibilität der vorgeschlagenen Konzepte.

Diese Grundlagen erfordern eingehende Gespräche mit möglichen Investoren. Die bisher vorgestellten Konzepte zeugen nicht von einer eingehenden Beschäftigung mit diesen Grundlagen. Beim aktuellen Konzept wird das beratende Büro Dömges gar nicht mehr hinzugezogen. Dies betrachte ich aus städtbaulicher Sicht als einen schweren Fehler.Dabei gibt es auch mit dem Verhandlungspartner NORMA positive Beispiele, die zeigen wie sich ein Verbrauchermarkt in das Ortsbild einfügen kann. Mit einem Bild aus Teublitz will ich zur Veranschaulichung ein positives Beispiel einbringen:

Teublitz


In Beratzhausen ist dies zuletzt mit dem benachbarten EDEKA – Markt gelungen. Mit den drei Giebeln passt dieser sich sehr gut in die Ortsumgebung ein.Am nun diskutierten Wiendl-Gelände müssen die vorgeschlagenen Planungen einmal virtuell in die Umgebung eingesetzt werden. Man beachte das vom Markt Beratzhausen sanierte ehemalige Mädchenschulhaus mit Kindergartenanbau, das Praxis- und Apothekengebäude, das vom Markt Beratzhausen sanierte Gebäude für die Arztpraxis und den Jugendtreff, der mit Städtebauförderung unterstützte Parkplatz, sanierte Brunnen und Vertriebenendenkmal und nun aktuell dahinter ein Pultdachbau der NORMA. Hier könnten Erkenntnisse aus dem Planungswettbewerb vor sieben Jahren und die Beratungen von Dömges sowie das positive Beispiel aus Teublitz sehr hilfreich sein.

Gefahren durch oberflächliche schnelle Entscheidungen
Zurzeit schießen Verbrauchermärkte wie Pilze aus dem Boden. Während in der Vergangenheit argumentiert wurde, dass jeder Verbrauchermarkt einen Einzugsbereich in einer bestimmten Größe benötige (Argumentation am Zehentberg Parzelle 99), scheint heute eine Entfernung von 5 Kilometer zum nächsten Verbrauchermarkt der gleichen Marke kein Problem mehr zu sein. Es sieht so aus, dass es rentabel ist, einfach die „Claims“ abzustecken und zu verhindern, dass ein anderer Anbieter die wertvolle Fläche erhält. Schließungen von Verbrauchermärkten nach 10 Jahren sind durchaus keine Seltenheit. Als Beispiel sei hier der NORMA Markt in Mitterteich, eine Ortschaft von vergleichbarer Größe wie Beratzhausen genannt. Mitten im Ort wurde der Zweckbau genehmigt und nachdem dieser für die NORMA nicht mehr rentabel war, stand er zunächst einige Zeit leer, inzwischen ist hier ein NKD Markt eingemietet. Marktwirtschaftlich ist das alles nachvollziehbar, aber wo bleibt hier der Gestaltungswille der politischen Entscheidungsträger und wie gelingt es hier einen Ausgleich zwischen verschiedenen Interessen zu schaffen. Hier ein Bild aus Mitterteich:

Mitterteich


Das neue Denken der Investoren von Verbrauchermärkten eröffnet aber u.U. auch Chancen für den Markt Beratzhausen mit mehr Verhandlungsmöglichkeiten z.B. auch mit EDEKA und deren Zukunftsplanungen, eventuell auch Drogeriemärkten etc. Der Markt Beratzhausen darf sich hier nicht wie ein Bittsteller verhalten, der froh ist, dass sich jemand für die Gemeinde interessiert, sondern hat eine große Verantwortung sowohl den Ort gut zu versorgen als auch sein Ortsbild gut zu erhalten und weiterzuentwickeln.

 

Mit diesen Gedanken geht es mir nicht um eine Ablehnung, sondern eine offene und fundierte Diskussion mit allen Marktgemeinderäten.

 

Mit kollegialen Grüßen

Michael Eibl

Kulturreferent