Informationsveranstaltung der Kreisräte der Freien Wähler Josef Bezold und Alois Dürr

29. Oktober 2010


 von Beate Arwanitaki-Mirbeth

 

Landkreispolitik betrifft alle!

Die Unabhängigen Bürger und die Freien Wähler Beratzhausen hatten unter dem Motto „Kreistagspolitik geht uns alle an“ zu einem Informationsabend mit den Kreisräten Josef Bezold und Alois Dürr eingeladen. Zur Sprache kamen dabei die unterschiedlichsten Themen, die angesichts ihrer Vakanz den Vorsitzenden der Freien Wähler Beratzhausen Martin Tischler zu der Feststellung veranlaßten, daß man einen derartige Infoveranstaltung des Öfteren organisieren sollte.

Viele verkennen, welche Summen der Landkreis transportiert“, leitete Kreisrat Josef Bezold seinen Vortrag ein, nannte die stolze Haushaltssumme von 137 Mio. Euro für 2010 und konstatierte, daß die Wirtschaftskrise den Landkreis nicht so stark erreicht hat, wie andere Sektionen. Bei einer Zuführung von 14,6 Mio Euro zum Vermögenshaushalt, einer Freien Finanzspanne von 11,6 Mio Euro und einem Schuldenabbau von 8,4 Mio Euro habe der Landkreis doch einen nicht unbedeutenden finanziellen Spielraum, verdeutlichte er den Anwesenden, bevor er einzelne derzeit vakante Themen näher beleuchtete.

FOS/BOS-Standort: Lösungsvorschlag der FW
Die Bildungslandschaft und in diesem Zusammenhang der inzwischen mehr als viel diskutierte FOS/BOS-Standort bildeten einen der Schwerpunkte. Für die berufliche Oberschule, die seit ihrem Bestehen noch nie zentral in einem Gebäude untergebracht werden konnte und derzeit auf vier verschiedene Standorte aufgeteilt ist, habe der Landkreis 12 Mio Euro in den Haushalt eingestellt, gab Bezold bekannt, um anschließend auf die Hintergründe der derzeitigen kontroversen Diskussionen zwischen Stadt und Landkreis Regensburg einzugehen.„Es ist nicht mehr hinnehmbar, dass das Thema Berufliche Oberschule über die Medien als reine Politschacherei abgehandelt wird. Dies entspricht weder dem Schüler- noch dem Elternwillen und schadet außerdem der politischen Kultur.“, kommentierte er die Streitgespräche und sah in den beiden Beschlussvorlagen von Stadt und Landkreis Regensburg aufgrund ihrer Gegensätzlichkeit keine Realisierungsbasis. Daher schlagen nun die Freien Wähler einen „runden Tisch“ vor, an dem sich alle Beteiligten aus Stadt- und Landkreis treffen sollten, um eine zukunftsorientierte Lösung zu finden. Ähnlich wie im Fall von Gymnasien und Realschulen schon erfolgreich praktiziert, schwebt ihnen eine Beteiligung von Vertretern der Stadt- und Kreistagsfraktionen, von OB Schaidinger und Landrat Mirbeth, sowie des Kultusministeriums und der betroffenen Schulen vor, erläuterte der Referent. „Es ist eine Tragik, daß Stadt und Land nicht miteinander reden können und es ist ein Skandal, wenn sich zwei Gremien nicht entscheiden können und darunter die Schüler leiden “, bedauerte Michael Eibl die derzeitige Situation. Er plädierte dafür, das Wohl der Schüler in den Mittelpunkt zu stellen, so wie es im Kleinen mit dem Mittelschulverbund mit Parsberg geschehen ist.

Schulsituation in Beratzhausen
Generell habe der Landkreis eine gute Schulpolitik mit dem Gymnasium in Lappersdorf und der neuen Realschule in Neutraubling gemacht, lobte Bezold die Projekte der Vergangenheit, sparte allerdings auch nicht mit Kritik an der Art der Einführung der Mittelschule, denn hier habe der Freistaat ganz bewußt das Konnexitätsprinzip umgangen und die Kosten für die Reform müßten nun die Kommunen alleine tragen. Allein schon die Schülerbeförderungsgebühren, die nun 5,9 Mio Euro im Landkreis Regensburg betragen, belasteten ganz erheblich die Kassen, rief er in Erinnerung. Bei der Gelegenheit fokussierte Rektor Werner Freiss die Schulsituation in Beratzhausen. „Wir sind ein riesiger Sonderfall, denn wir sind eine Mittelschule ohne Klasse“, gab er bekannt und erläuterte, daß es nicht ausgeschlossen sei, daß sich im kommenden Jahr wieder eine fünfte Klasse bilden wird und man den Status erhalten habe, um die Gottfried-Kölwel-Schule nicht ab sofort für immer zur reinen Grundschule zu degradieren. Mit dem Titel „Mittelschule“ ist zudem ein finanzieller Vorteil für die Gemeinde verbunden, denn so sind nur Gastschulbeiträge von rund 600,-- € pro Schüler per anno zu zahlen statt der Schulverbandsbeiträge in vierfacher Höhe, erklärte Freiss. Allerdings sehen seine Prognosen für die Zukunft nicht besonders rosig aus, da die Geburtenzahlen eine sehr deutliche Tendenz nach unten aufweisen. „Wir brauchen ein zentrales Schulhaus, das Spazierenfahren der Schüler muß aufhören“, meinte Bezold und vertrat die Meinung, daß es in Zukunft nur noch fünf zentrale Schulstandorte im Landkreis geben wird. Auch das Thema „gebundene Ganztagsschule“ kam bei dieser Gelegenheit zur Sprache. Generell war man der Ansicht, daß es das Modell der Zukunft ist. Josef Bezold wollte nun noch wissen, ob sich mit der Einführung der Mittelschule wirklich eine Qualitätsverbesserung ergeben hat, oder aber ob es sich lediglich um einen „Etikettenschwindel“ handelt. „Der Lehrplan ist wie früher, aber durch die größeren Einheiten ergeben sich andere Gestaltungsmöglichkeiten für die praktischen Fächer“ lautete die Antwort des Rektors, der zudem auf die verstärkte Vertiefung der Berufsorientierung verwies. Eibl fragte nach der Umsetzung der propagierten individuellen Förderung und wollte wissen, ob für die Realisierung mehr Lehrerstunden vorgesehen sind. Doch mehr Lehrerstunden gibt es nicht.

Schwachstellen im Landkreis
Insgesamt stehe der Landkreis Regensburg sehr gut da, allerdings seien auch einige Schwachstellen zu verzeichnen, erläuterte der Kreisrat und verwies zum einen auf die noch immer flächendeckend fehlende Datenautobahn und zum anderen auf die mangelnde Verkehrsanbindung des westlichen Landkreises an die Stadt. Die Westbrücken seien verstärkt einzufordern, auch wenn sie mit einer großen Investitionssumme verbunden sind, konstatierte er, erläuterte die Versionen Kneitinger- und Sinzinger Brücke und verwies auf die Machbarkeitsstudien. Kurz angesprochen wurde zudem der Neubau des Landratsamtes für 24,4 Mio Euro. Hinsichtlich der DSL-Versorgung wollte Martin Tischler wissen, wieso der Landkreis angesichts seiner guten finanziellen Situation nicht Geld in diesen Bereich steckt. Bayern würde pro Gemeinde lediglich 100.000,-- Euro als finanzielle Unterstützung einer flächendeckenden Breitbandversorgung investieren, andere Bundesländer jedoch 500.000,-- Euro, gab Bezold in diesem Zusammenhang zu bedenken. Der Landkreis müßte daher in Millionenhöhe in dieses Aufgabenfeld einsteigen und anschließend stelle sich die Frage, wem es dann gehört. „Ich habe die Wahlversprechen satt, denn niemand setzt sich wirklich für ein flächendeckendes DSL ein“, kommentierte Rupert Liebl das Thema und verwies auf die Probleme, mit denen Wirtschaft und Unternehmer konfrontiert werden, die an ihrem Firmensitz nicht auf die „Datenautobahn“ zurückgreifen können.

 

 

KKH Hemau: „Portalklinik“ - letzte Chance vor dem endgültigen Aus

Intensiv diskutiert wurde an diesem Abend das Thema „Krankenhaus Hemau“, nachdem Alois Dürr einen Überblick über die neuesten Lösungsansätze zum weiteren Betreiben des bis dato defizitären Hauses gegeben hatte. „Portalklinik“ vom Wörther Krankenhaus lautet hier das Stichwort.

Vor einigen Jahren hatte man das Hemauer Krankenhaus in ein Gesundheitszentrum mit den Schwerpunkten Naturheilkunde und Präventivmedizin umwandeln wollen und zu diesem Zweck auch Geld in die Hand genommen. Das Konzept scheiterte jedoch aus verschiedenen Gründen. Fakt ist, daß sowohl die Beleg- als auch die niedergelassenen Ärzte und die Patienten das Krankenhaus nicht annehmen. 2007 wurde es dann unter der Bauträgerschaft des BRK für insgesamt 7 Mio Euro komplett saniert. Der Landkreis war mit einem Zuschuß von 1,9 Mio Euro mit im Boot. Außerdem wurde dem BRK ein 50jähriges unentgeltliches Nutzungsrecht mit der Option auf weitere 50 Jahre zugestanden. Ein Punkt, der unter anderem bei Kreisrat Josef Bezold auf heftige Kritik stößt, da er darin eine Wettbewerbsverzerrung mit Hilfe von öffentlichen Geldern sieht. Auf jeden Fall wurden nach dem Umbau 90 Betten für das Seniorenheim reserviert und für das Krankenhaus blieben 30 übrig. Das ganze Unternehmen nennt sich inzwischen „Zentrum für integrierte Versorgung Hemau“ und wirbt mit seinem Alleinstellungsmerkmal, da der Akutbereich für Innere Medizin und das Seniorenheim sowie ein Therapiezentrum unter einem Dach sind. Dennoch hatte dieses Konzept nicht den erwünschten Erfolg.

Defizite
2004 hatte das Hemauer Krankenhaus noch 1005 Patienten und somit eine ausreichende Auslastung. Im Laufe der Jahre bewegte sich diese Zahl immer weiter nach unten. Waren es 2008 noch 580 Patienten, wodurch sich eine Auslastung von immerhin 63,52 Prozent ergibt, werden es 2010 voraussichtlich nur noch 472 Patienten sein. Trotzdem die Bettenzahl erneut gekürzt wurde und man derzeit noch 20 Betten vorweisen kann, liegt die Auslastung bei gerade mal 45,59 %. Im Klartext bedeutet das, daß von 20 Betten im Schnitt nur neun belegt sind. Nicht ganz so dramatisch gestaltet sich dabei die defizitäre Entwicklung, da man seit 2009 den Synergieeffekt mit dem Seniorenheim nutzt. 2007 sprach man daher noch von einem Defizit in Höhe von 945.000,-- Euro, 2010 sind es jedoch nur noch 130.000,-- Euro. Zu beiden Summen, die vom Landkreis zu tragen sind, müssen allerdings noch die Gelder für die beiden Assistenzärzte in Höhe von 200.000,-- Euro addiert werden. Aufgrund der komplizierten Strukturen im Gesundheitswesen und umfangreichen Verträgen mit dem Träger des Seniorenwohnheims RKS muß nun mit einer weiteren Budgetkürzung durch die Krankenkassen und einer Bettenkürzung auf 17 durch das Gesundheitsministerium gerechnet werden. Krankenhaus Direktor Heinrich Karl hat auf Initiative von Landrat Herbert Mirbeth und mit Unterstützung der leitenden Chefärzte von Wörth nun ein Konzept vorgelegt, das Krankenhaus dennoch zu retten und zwar, indem man es zur Portalklinik von Wörth macht.

Portalklinik
Was muß man sich nun unter einer Portalklinik vorstellen? Es handelt sich dabei um eine stationär geprägte Einrichtung der „unteren Versorgungsstufe“ mit geringer Bettenzahl, die als Anlaufstelle für Patienten und Ärzte der Region fungiert und in erster Linie die Diagnostik als ihre Aufgabe ansieht. Dies umfaßt eine durch einen Oberarzt und qualifizierte Assistenzärzte gewährleistete Notfallversorgung, die Erstellung der ersten Befunde und eine konservative stationäre Behandlung. Bei Bedarf muß der Patient jedoch anschließend nach Wörth verlegt werden. Von Anfang an soll mit Krankenhaus Wörth, das einen hervorragenden Ruf hat, kooperiert werden. Von dort sollen qualifizierte Ärzte nach Hemau kommen, entweder Chef- oder ein Oberarzt ständig vor Ort sein. Unterstützt werden soll das System durch moderne Telemedizin und einem Wissenstransfer zwischen Spezialisten. Auf diese Weise will man sich in einem wandelnden Umfeld neu positionieren, das Image aufwerten und die Qualität der medizinischen Versorgung steigern, was wiederum eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation zur Folge hätte und die Existenz sichern würde. Außerdem will man die Akzeptanz des Krankenhauses bei den niedergelassenen Ärzten in der Region steigern. „Wir können das Haus nur retten, wenn es von den Menschen und niedergelassenen Ärzten angenommen wird“, sind sich die Kreisräte einig.

Nicht nur wirtschaftlichen Aspekt betrachten
Man dürfe die Angelegenheit nicht rein aus wirtschaftlicher Sicht betrachten, gab Kreisrat Alois Dürr an diesem Abend zu bedenken, denn dann müsse man das Krankenhaus wirklich zusperren. Er vertrat jedoch die Meinung, man sollte „es noch mal versuchen“ und die Tendenz im kommenden Jahr abwarten. Sollte sich die Belegzahl der Betten dann immer noch nicht erhöhen, könne man das Haus immer noch schließen, meinte er und hofft auf eine Imageverbesserung und eine erhöhte Akzeptanz seitens der Bevölkerung und den niedergelassenen Ärzten, die derzeit kaum Patienten in das Hemauer Krankenhaus einweisen. Er hält das Konzept „Portalklinik“ zunächst einmal für einen guten Rettungsversuch und gibt zu bedenken, daß auf diese Weise die wohnortnahe Versorgung im westlichen Landkreis gesichert würde. Im Übrigen führte er die Arbeitsplätze an, die sonst in Gefahr sind und die Wirtschaftskraft, die bei einer Schließung der Stadt Hemau verloren ginge. Kreisrat Josef Bezold tendierte jedoch in eine andere Richtung. Als Fraktionssprecher der Freien Wähler im Kreistag kennt er die Stimmung vor allem der Kreisräte aus dem übrigen Landkreis, die alle dafür plädieren nicht noch mehr Geld in das Hemauer Krankenhaus zu stecken und dass man irgendwann die Reißleine ziehen muss, da es um Steuergelder geht, die besser eingesetzt werden könnten. Zudem erinnerte Bezold an die Abstimmung vor vier Jahren: bereits damals hatten die Freien Wähler gegen eine weitere Subventionierung gestimmt.

Notwendigkeit für Daseinsvorsorge?
Die zentrale Frage, ob man das Krankenhaus wirklich für die zentrale Daseinsvorsorge benötigt, wollte Michael Eibl beantwortet wissen, denn wenn dies der Fall ist, dann könnte der Landkreis auch Geld für eine weitere Aufrechterhaltung des Krankenhauses in die Hand nehmen, ansonsten jedoch nicht. Gleichzeitig verwies er auf das Parsberger-Krankenhaus, das diese vor-Ort-Versorgung in der Region sichert.. „Man sieht doch, es wird nicht angenommen“, kommentierte Wolfgang Ruppelt die Diskussion rund um das Hemauer Krankenhaus und auch die Leiterin des Hemauer AWO-Heims Erika Ferstl – die wie alle Hemauer Seniorenheime ihre Bewohner in das örtliche Krankenhaus schickt - gab zu bedenken, daß Seniorenheimbewohner nur in leichteren Fälle im Krankenhaus vor Ort behandelt werden können, die anderen jedoch direkt in eine Regensburger Klinik eingewiesen werden müssen. Walter Fleck stellte in diesem Zusammenhang die Frage in den Raum, wie ein 20-Betten Haus überhaupt wirtschaftlich geführt werden kann und Franz Padberg bezeichnete das Hemauer Krankenhaus als „Faß ohne Boden“.