Beratzhausen hat derzeit weder einen Jugendbeauftragten noch einen
offenen Jugendtreff. Um diesen Umstand abzustellen haben die
Unabhängigen Bürger Beratzhausen Bürgermeister Meier bereits einen
entsprechenden Antrag überreicht. Nun wollten sie sich auch noch
informieren, wie die Jugendarbeit in anderen Gemeinden aussieht und
haben sich daher vom Jugendbeauftragten der Stadt Hemau Stefan MIrbeth
durch den dortigen Jugendtreff führen lassen.
Als ausgesprochen informativ empfanden die Gemeinderäte der UB und
weitere Interessierte aus Beratzhausen die Führung durch den Jugendtreff
der Stadt Hemau. Sowohl das Raumangebot als auch das Konzept der
Einbindung des Treffs in den Verein „Jugendarbeit im
Landkreis Regensburg
e.V.“ überzeugte sie. Hemaus Jugendbeauftragter Stefan Mirbeth
erläuterte den Beratzhauser Besuchern im Rahmen eines Rundgangs die
einzelnen Details und beantwortete die noch offenen Fragen.
Sozialarbeiterin zu Öffnungszeiten präsent
Bereits
am Eingang empfängt eine Sitzgruppe die Besucher und weist so schon
darauf hin, daß die Kommunikation im Jugendtreff groß geschrieben wird.
Tischgruppen, eine Bar, ein großer Tisch mit Stühlen, eine Küche, ein
Billard und ein Kicker sowie jede Menge Spiele in den Regalen
versprechen Abwechslung. Hinzu kommt das mit Internetrechner versehene
Büro der Sozialarbeiterin, in dem zum Teil auch Bewerbungstraining.
Berufsberatung und Drogenpräventionsgespräche stattfinden. Eines sucht
man in dem Treff jedoch vergeblich und zwar Fernseher oder aber
Spielekonsolen. Und das soll auch so sein, denn, so Jugendbeauftragter
Mirbeth, der Jugendtreff soll der Kommunikation und den gemeinsamen
Aktivitäten dienen und nicht das gemeinsame Fernsehen fördern. Er soll
somit einen Kontrapunkt zu den Dingen darstellen, die die Jugendlichen
eh schon zu Hause pflegen. Da es sich um einen offenen Jugendtreff
handle, sei die Aufsichtspflicht zwar nicht gegeben, erläuterte Mirbeth.
Allerdings ist trotzdem immer eine Sozialpädagogin zu den Öffnungszeiten
vor Ort, sie hat auch die Schlüsselgewalt. Dies ist möglich, da die
Stadt Hemau dem Verein „Jugendarbeit im Landkreis Regensburg e.V.“
beigetreten ist und dort 20 Wochenstunden gebucht hat. Diese Einbindung
des Fachpersonals in den Sozialpädagogenpool des Landratsamtes habe sich
als ausgesprochen positiv herausgestellt, führte er weiter aus und
verwies auf die Vorteile des Erfahrungsaustausches zwischen den Kräften.
Der Jugendbeauftragte und die leitende Sozialarbeiterin Carola Hanusch
tauschen wiederum ihre Erfahrungen in einem monatlichen jour fix aus
Gute
Akzeptanz
Die Sanierung haben die Jugendlichen selber vorgenommen, der Inventar
rekrutiert aus Spenden. Eine Putzfrau reinigt die Räumlichkeiten dreimal
pro Woche. Den Unterhalt des Gebäudes hat die Stadt übernommen. Im
Schnitt treffen sich nun an den drei Öffnungstagen in der Woche seit
rund einem halben Jahr zwischen 15 und 20 Jugendliche im Alter zwischen
zwölf und 25 Jahren, nachdem die Sozialarbeiterin zum Start unter
anderem in der Hauptschule „ordentlich getrommelt“, sprich Werbung
gemacht hatte. Neben den „normalen“ Öffnungszeiten zwischen 18.00 Uhr
und 20.00 Uhr, respektive am Freitag bis 21.00 Uhr können die Räume auch
noch für private Feiern gebucht werden. Allerdings unter der Prämisse,
daß eine volljährige Person die Verantwortung übernimmt und dafür sorgt,
daß die Hausordnung eingehalten wird, denn im gesamten Jugendtreff
besteht Alkohol- und Rauchverbot. Dafür können an der Bar sehr günstig
antialkoholische Getränke und kleine Snacks erworben werden. Eine
Ausweitung der Zeiten wäre durchaus denkbar, wenn sich Ehrenamtliche zur
Verfügung stellen würden, konstatierte Mirbeth in diesem Zusammenhang.
In den Ferien werden zusätzlich Filmprojekte, Backaktionen, Bastel- und
andere Aktivitäten angeboten. Ein besonderer Knüller ist der schwarz
gestrichene riesige Veranstaltungsraum, der an normalen Tagen eine Art
Rückzugsmöglichkeit bietet und ansonsten vielfältig genutzt werden kann.
Angedacht sind in diesem Zusammenhang nicht nur die Tanz- und
Musikprojekte sondern auch die Nutzung als Probenraum für regionale
Bands.
Anregungen für Beratzhausen
Nach einer längeren Planungsphase ist der Jugendtreff nun seit einem
halben Jahr in Betrieb und die Verantwortlichen seien mit der Resonanz
voll und ganz zufrieden, freute sich der Jugendbeauftragte. Selbst
Jugendliche mit Migrationshintergrund sind inzwischen an diesem Ort voll
integriert anzutreffen. Und dazu hat das zusätzlich angebotene
Ferienprogramm nicht unerheblich beigetragen, denn da wurde zum Beispiel
ein russisch-deutsches Kochduell initiiert. Gerade angesichts der
Situation in Hemau mit seinen Aussiedlerfamilien sei die Einrichtung
eines offenen Jugendtreffs unumgänglich gewesen, schilderte Mirbeth die
Hintergründe. Am Ende der Führung nahmen die Beratzhauser Besucher
ausgesprochen positive Eindrücke und jede Menge Umsetzungsanregungen für
ihre eigene Gemeinde mit nach Hause. Alois Dürr erinnerte daran, daß man
auch Jugendlichen, die sich nicht in Vereinen engagieren möchten, eine
Begegnungsstätte offerieren müsse. |