Zehentstadl-Sanierung nun über 25 Jahre her - Josef Bezold und seine Wegstreiter erinnern sich

von Beate Arwanitaki-Mirbeth

Beratzhausen, Februar  2013

25 Jahre Sanierung Zehentstadl – Erinnerung an einen steinigen Weg

Seit der Sanierung des Beratzhauser Zehentstadls sind 25 Jahre vergangenen. Inzwischen wird er von allen als Veranstaltungsort hoch geschätzt, doch das war nicht immer so, denn es handelte sich nicht um eine gewöhnliche Sanierung eines Gebäudes. Schon der Weg bis hin zur Entscheidung, das Projekt in Angriff zu nehmen, war nicht nur steinig, sondern von massiven Auseinandersetzungen, Kontroversen und sogar Drohungen geprägt. Manch einer der Zeitzeugen spricht hier gar von einem „Beratzhausener Wackersdorf“. Immer wieder habe man Stimmen gehört „Der alte Stoahaufen g'hört weggerissen“, kann sich zum Beispiel Josef Bezold erinnern und spricht von regelrechten Kämpfen quer durch die Bevölkerung und die politische Szene.

Die Geschichte der Sanierung des Beratzhauser Zehentstadls füllt mehrere Aktenordner und Archivschachteln. Das im 16. Jahrhundert errichtete Gebäude fungierte zunächst als „Amtsgetreidekasten“, bevor es 1805 in den Privatbesitz der Brauerei Engl überging. Mitte der dreißiger Jahre wurde bei Umbaumaßnahmen massiv in die Bausubstanz eingegriffen. Bis 1963 wurde der Zehentstadl als Brauereigebäude genutzt. Anfang der 80er Jahre stand nun seitens der Familie Wiendl die Schenkung an den Markt Beratzhausen im Raum, die zunächst einmal abgelehnt worden war. Hier begann ein für die Marktgemeinde sehr prägender Prozess. Bereits im August 1982 begannen die Diskussionen um die Finanzierbarkeit der Sanierung und die Zuschußmöglichkeiten. Zum gleichen Zeitpunkt war ein „Haus des Gastes“ im Gespräch, wobei eine ganze Reihe von Gemeinderäten den Abriß des alten Schulhauses und einen Neubau anstelle der Sanierung des Zehentstadl favorisierten. In diesem Zusammenhang rechnete Josef Bezold seinen Ratskollegen vor, daß die Sanierung aufgrund der hohen Zuschüsse günstiger wäre als besagter Neubau, der mit 1 Mio DM die Gemeindekasse belastet hätte und Franz-Xaver Staudigl warnte davor, den Erhalt eines historischen Gebäudes rein unter finanziellen Gesichtspunkten zu sehen. Selbst der damalige Landrat Rupert Schmid sprach sich für die Erhaltung der Bausubstanz aus, ebenso wie die Regensburger Altstadtfreunde und natürlich Peter Schaaf in seiner Funktion als Sprecher der „Freunde des Zehentstadls“. Laut der Zeitung „Die Woche“ fand im November 1982 eine Podiumsdiskussion im Cafe Titania statt. In diesem Rahmen konnte eine Art „Expertentisch“ - bestehend aus dem Bezirkstagspräsidenten, den Kreis- und Bezirksheimatpflegern, sanierungserfahrenen Experten aus Regensburg und Vertretern der zuständigen Ämter - die rund 250 Besucher der Veranstaltung von einer Sanierung überzeugen. Doch in der darauf folgenden Gemeinderatssitzung wurde das Projekt trotz der zugesagten Zuschüsse und der Expertenmeinungen dennoch mit neun zu sieben Stimmen abgelehnt. Auch wenn Staudigl damals appellierte, die „fraktionsideologischen Argumente beiseite zu schieben“, wollte sich Hermann Laßleben nicht „von der Regierung unter Druck setzen“ lassen, befand Erhard Nitschmann das Projekt als zu großspurig und warnte vor den Folgekosten. Nach dieser Entscheidung schaltete sich unter anderem die CSU-Mittelstandsgemeinschaft unter dem Vorsitz von Richard Fürbacher ein und appellierte an die Gemeinderäte, ihre Entscheidung nochmals zu überdenken, da die Einstellung des Bauvorhabens nicht wieder gut zu machen sei. Ähnlich lautende Schreiben trafen von der Handwerkskammer, dem Deutschen Gewerkschaftsbund und dem Bauring Regensburg ein, in denen man sich unisono für den Erhalt des historischen Gebäudes aussprach und auf die wirtschaftlichen Aspekte des Projekts hinwies. Einer der größten Unternehmer am Ort, beließ es nicht beim Appell, sondern prangerte den Zuschußverfall an und drohte, ab sofort jedes Geschäft außerhalb Beratzhausens abzuwickeln, die Vereine bei Spendenanfragen an die Gemeinderäte zu verweisen und keine Beratzhauser mehr als Mitarbeiter einzustellen, sowie seinen Firmensitz zu verlegen, wodurch die Gewerbesteuer auch nicht mehr nach Beratzhausen geflossen wäre. Und er bewegte damit etwas, denn auf einmal stimmte der Gemeinderat für die Beantragung der Sanierungszuschüsse. Am 01. September 1983 ist dann in „der Woche“ zu lesen „Zehentstadl wird feierlich übergeben – Groll hinter den Kulissen“. Zu lesen ist hier auch von der demonstrativen Ablehnungshaltung einiger der Gegner während der Feierlichkeiten, darunter unter anderem Laßleben, Nitschmann, Bauer und Kastl. Er sei damals nicht generell gegen den Erhalt des Gebäudes gewesen, sondern habe lediglich die Finanzierung der Gesamtsanierung in Frage gestellt, relativiert Altbürgermeister Laßleben diesen Bericht und spricht heute von einem gelungenen Projekt, das unter seiner Amtszeit realisiert wurde. Auf jeden Fall konnte damals die Instandsetzung endlich ihren Lauf nehmen und um die Kosten für die Gemeinde noch weiter zu senken, wurde eine Stodlkirwa im Schulhaus veranstaltet, wurden Spenden eingebracht, darunter allein 60.000,-- DM von der Firma Schleyerbach. Im Endeffekt kostete die Sanierung den Markt Beratzhausen rund 820.000,-- DM, denn von der Gesamtinvestitionssumme konnten Zuschüsse und Spenden in Höhe von fast 2,7 Mio DM abgezogen werden.

Fraktionszwang damals noch extremer als heute
n der Spitze der Freunde des Zehentstadl stand damals Peter Schaaf, der heute anläßlich des Sanierungsjubiläums konstatiert: „die vergangenen 25 Jahre haben gezeigt, daß wir damals Recht hatten“ und er freut sich, daß man ihn inzwischen sogar als Berater bei ähnlichen Projekten, wie zum Beispiel bei der Sanierung des Hemauer Zehentstadls und der Burg Dollenstein hinzugezogen hat. Der Fraktionszwang sei damals noch viel wirkungsvoller als heute gewesen, einige CSU-Mitglieder hätten daher regelrecht Angst gehabt, für die Sanierung des Zehentstadl zu stimmen, erinnert er sich und nennt als Beispiel den damaligen Gemeinderat Alfons Rödl, der allein schon angesichts der Äußerung, man sollte den CSU-Standpunkt vielleicht doch noch mal überdenken, „Prügel“ bezogen habe. Er hätte aufgrund der vielen unschönen Vorfälle die Menschen so richtig kennengelernt, feststellen müssen, wie hintertrieben manche sind, gibt Schaaf zu bedenken und erinnert sich an regelrechte „Grabenkämpfe“, die sich zum Teil quer durch die Familien gezogen hätten.

Historischer Kern nur erahnbar
Nachdem der Abriß des Zehentstadls im Raum gestanden habe, hätte er sich zusammen mit einigen anderen das Gebäude von innen angesehen und sei sich wie in einem Messi-Haus vorgekommen, erzählt Schaaf von den Anfängen. Im Rahmen einer zweiten Führung hätten sich spontan die Freunde des Zehentstadls zusammengefunden und zwar mit dem Ziel, daß zunächst einmal die Bausubstanz untersucht wird. Bereits zu diesem Zeitpunkt seien sie sich allerdings auch sicher gewesen: „sollte das Ergebnis positiv ausfallen, muß der Zehentstadl renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden!“. Auf historische Gebäude spezialisierte Architekten haben damals das Gebäude vermessen, zudem hatte Hermann Wittl noch einen privaten Architekten engagiert, der eine Zeichnung angefertigt hatte, wie das Haus im entkernten Zustand aussehen könnte. Hier muß man bedenken, daß kein Raum so aussah, wie man ihn heute kennt, sondern Einbauten und ähnliche Dinge den historischen Kern nur erahnen ließen. Zum engeren Kreis der Freunde des Zehentstadl zählten damals neben Peter Schaaf und Fritz Schleyerbach Hermann Wittl, Max Spitzenberger, Prof. Dr. Erich Kohnhäuser, Josef Bezold und Alois Dürr. Vorallem die Regensburger Altstadtfreunde hätten ihnen damals besonders geholfen, ebenso wie eine sehr aggressive Zeitung, erzählt Schaaf. Er berichtet auf der anderen Seite von exorbitanten Zahlen, die von Hans Kastl geschätzt und in Umlauf gebracht worden seien, um das Projekt zu verhindern. Gestimmt hätten sie nicht, dafür könne man jedoch sagen, daß aufgrund der 90%igen Bezuschussung kein Gebäude in Beratzhausen günstiger als der Zehentstadl saniert wurde. Von der anschließenden Nutzung will er gar nicht erst sprechen, denn die ärgsten Gegner des Zehentstadls hätten als allererste ihre Gäste in das Gebäude geführt und würden heute auch nie mehr zugeben, dagegen gewesen zu sein. In der Festschrift anläßlich der Einweihung 1987 hatte er damals geschrieben, der Zehentstadl werde „die Bürger Beratzhausens bereichern, da darin kulturelle Veranstaltungen verschiedener Art möglich werden.“ und zu bedenken gegeben, daß allein schon die Sanierung einen Umdenkungsprozeß in Bezug auf Tradition, Geschichtsbewußtsein und Heimatliebe in Gang gesetzt habe.