Jugendforum zur Kommunalwahl

 

 

Jugendliche nehmen Politiker ins Visier
von Beate Arwanitaki-Mirbeth

„Die jungen Wilden fragen nach“ hieß es am vergangenen Sonntag im Zehentstadl. Doch die vom Jugendbeauftragten Peter Mayerhöfer und der CCUMPAXE organisierte Veranstaltung rund um die Wahl hatte nicht nur die Jugendlichen in den Zehentstadl gelockt, sondern auch schon etwas ältere Mitbürger, die die vorgeschriebene Rede-Altersgrenze von 27 Jahren schon etwas überschritten hatten.

Unter der absolut professionellen Moderation von Klaus Gehr wurden an diesem Nachmittag im ersten Teil zunächst alle formalen Fragen rund um die Wahl beantwortet und das Wahlprocedere anhand eines virtuellen Musterstimmzettels verdeutlicht. „Wie viele Kreuzchen darf ich machen?“, „Wie kann ich meine Stimmen verteilen“ und andere derartig gelagerte Themen wurden ebenso angesprochen wie Licht in das Dunkel von Panaschieren und Kumulieren gebracht wurde. Eindringlich wies Gehr darauf hin, dass nur durch den Gang zur Wahlurne mit entschieden werden kann, was in den kommenden sechs Jahren in der Gemeinde passieren wird. 

Nach einer kurzen Pause widmete man sich nach dem Motto „mal sehn, wen wir denn nun wählen können“ den Inhalten der Politik. Um auf die Fragen der Jungwähler auch direkte Antworten zu erhalten, hatte man den amtierenden Bürgermeister Georg Thaler (SPD), den zweiten und dritten Bürgermeister Michael Eibl (UB) und Martin Tischler (FW) sowie die beiden Kandidaten Konrad Meier (CSU) und Diana Hehenberger (Die Grünen) eingeladen. Nach der obligatorischen Personenvorstellung folgte die Frage an die Bürgermeisterkandidaten, was sie denn nun in den kommenden Jahren besser machen wollten. Die nach eigener Aussage „frisch zugereiste“ Hehenberger“ gab sich als Freundin der dezentralisierten Abwasserentsorgung zu erkennen und erklärte dies zunächst auch zu ihrem zentralen Thema. Konrad Meier vertrat die Auffassung, dass man das Bürgermeisteramt nicht lernen können, sondern in die Aufgabe hineinwachsen müsse. Dem setzte Georg Thaler entgegen, dass man zwar nicht alles können müsse, es jedoch nicht schade, wenn der Chef mehr Ahnung von der Materie hat als die Angestellten und sich nicht einfach auf die Fachleute verlassen muss.

Da der zweite und dritte Bürgermeister nicht gewählt werden, mussten diese Vertreter die Frage beantworten „hat man dann denn überhaupt etwas zu sagen“. Doch da waren sich die beiden einig. Sie verwiesen auf die konstruktive, vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit mit dem ersten Bürgermeister, zumal keiner am Stuhl des anderen säge. Da es sich um eine Veranstaltung für die Jugendlichen handelte durfte auch die Frage „was fehlt der Jugend“ nicht fehlen. Der Moderator verlangte eine Konkretisierung der in den Wahlprogrammen angeführten Aussagen. Zwar seien in der Gemeinde Beratzhausen sehr viele Vereine in der Jugendarbeit aktiv, doch trotzdem könne man nicht ruhigen Gewissens behaupten, dass der Jugend nichts fehle, meinte der amtierende Bürgermeister und sah die Notwendigkeit verstärkt flexible Angebote wie zum Beispiel die Skateranlage zu offerieren. Gleichzeitig schränkte er ein, dass die Realisierung derartiger Projekte auch Zeit brauche, um nicht Versprechen zu machen, die sich eventuell als unhaltbar herausstellten. Der CSU-Kandidat verwies zum einen auf die Top-Angebote der Vereine, gab jedoch ebenfalls zu, dass es auch Jugendliche gibt, die sich nicht derartig einbinden lassen. Der Jugendtreff entspräche jedoch nicht seinen Vorstellungen kritisierte er und forderte einen von der Gemeinde angestellten Jugendbeauftragten wie in Laaber, der seiner Meinung nach durch Einsparungen im Kulturbereich finanziert werden könnte. Außerdem trat er für eine Kontrolle der Jugendarbeit der Vereine ein, die als Maßstab für Förderungen dienen sollten. Einig waren sich Meier und Hehenberger in ihrer Forderung nach einer besseren verkehrstechnischen Anbindung der Außengebiete. Doch die Grünen-Kandidatin plädierte zusätzlich für eine Disco und für ein Bürgerfest. Letztere Aussage widerlegte Eibl mit dem Hinweis auf das Europafest, das durchaus in regelmäßigeren Abständen stattfinden könnte, wenn sich Mitorganisatoren finden würden. Gerade auf diese Weise könne man die Internationalität den Jugendlichen näher bringen, meinte er und verwehrte sich gegen eine reines Regional- und Kommunaldenken. Man solle nicht wieder in die Steinzeit zurückkehren und die Vereine gegen die freie Jugendarbeit ausspielen, äußerte sich Eibl in Bezug auf die Aussage Meiers im Hinblick auf den Jugendtreff. Er lobte die bisherige ehrenamtliche Arbeit des Jugendbeauftragten Mayerhöfer und konstatierte „Wir brauchen keinen Jugendbeauftragten zum Berichte schreiben, sondern einen der agiert.“. Eine Aussage, der auch Thaler und Tischler zustimmten.

Da das Wiendl-Gelände bis dato auch der Veranstaltungsort für das legendäre Beratzhauser Open Air war, wurde die Frage nach dem weiteren Bestehen der Bühne laut. Thaler verwies darauf, dass die Bühne ein Bestandteil des Architektenwettbewerbs sei, um eine vielschichtige kulturelle Nutzung zu ermöglichen. Nachdem Meier den Bekanntheitsgrad des Open Airs hervorgehoben hatte, schränkte er ein, dass im Falle einer sich anderweitig ergebenden Nutzung über den weiteren Bestand der Bühne und die Abhaltung des Open Airs nachgedacht werden müsse. Die Grünen Kandidatin ging noch einen Schritt weiter, sie sah Möglichkeiten die Veranstaltung in die freie Natur und Kunstausstellungen in Arztpraxen zu verlegen. Gleichzeitig forderte sie, nach Investoren für das Gelände zu suchen und stellte fest „In Beratzhausen ist man etwas der Zeit hinterher“. Eine Aussage, die Eibl veranlasste ihr die bisherige Entwicklung des Geländes zu erläutern und die Fördermöglichkeiten im Hinblick auf die derzeitigen Planungen zu schildern, nachdem er klargestellt hatte „in der Praxis Dr. Bloos können wir Postkarten ausstellen, aber für Kunstwerke brauchen wir Platz“. Und der Moderator verwies auf die Notwendigkeit der entsprechenden Infrastruktur für die Durchführung von Musikveranstaltungen. Hehenberger plädierte im Übrigen für andere Finanzierungsmodelle in der Gemeinde, die Suche nach Investoren, die zum Beispiel das Schulhaus übernehmen, sanieren und anschließend an die Gemeinde vermieten würden. „Jeder Investor der investiert, will Kohle sehen“ entgegnete Thaler und zeigte auf, dass diese Lösungen langfristig für eine Gemeinde immer teurer kämen. Im Übrigen verwehrte er sich vehement gegen die Unterstellung der Inkompetenz und verwies auf die langjährigen diesbezüglichen Diskussionen im Kreistag. Ebenso wie er der Kandidatin vorwarf, permanent die Produkte ihrer eigenen Firma im Rahmen von Wahlveranstaltungen vermarkten zu wollen.

Aus dem Publikum wurde Kritik an der mangelnden Attraktivität des Schwimmbades laut, ebenso wie die Frage nach der Mountainbikestrecke gestellt wurde. Sicherheitsaspekte seien in Bezug auf den Springturm im Mittelpunkt gestanden, erläuterte Thaler. Hoffnung gibt es jedoch für die Mountainbiker, denn die Gemeinde befindet sich derzeit in Grundstücksverhandlungen um eine Downhillstrecke zu realisieren, ebenso wie die Mountainbiketrasse aufgrund des Einspruchs der Jägerschaft nochmals überplant wird. Zum Schluss wollte Matthias Beer noch den ersten Arbeitstag im Falle eines Wahlsiegs sowie den Titel der Biografie der einzelnen Kandidaten wissen. Thaler will einfach weiterarbeiten und möchte in seiner Biografie lesen „Der hat `nen guten Job gemacht“. Da sie hier neu sei, wolle sie sich erst mal die Sachthemen und die Stärken und Schwächen der einzelnen Mitarbeiter ansehen, meinte Hehenberger und würde gerne von sich hören „sie hat den Planeten besser verlassen als sie ihn vorgefunden hat“. Nach einer Begrüßung von Zimmer zu Zimmer will Konrad Meier bei Inge Molle an seinem ersten Arbeitstag Leberkässemmeln bestellen. In seiner Biografie solle „ Garant für Menschlichkeit und ein finanziell gesichertes Beratzhausen“ stehen, meinte er.

„Es war wirklich eine interessante, kontroverse Diskussion mit Disziplin“, freute sich der Jugendbeauftragte zum Abschluss und hoffte, dass die im Vorfeld von einigen gehegten Bedenken nun zerstreut worden seien.