Jugendforum zur Kommunalwahl

 

 

Gesamte politische Bandbreite abgedeckt
von Beate Arwanitaki-Mirbeth

Das Interesse der Bevölkerung an dem Jugendforum, zu dem die Jugendbeauftragte Beate Arwanitaki-Mirbeth eingeladen hatte, war groß. Das Klangwerk hatte sich nicht nur bis auf den letzten Platz gefüllt, sondern auch die Stehplätze waren gut belegt. Allerdings hatte die Veranstaltung nicht nur die Jungwähler angelockt, sondern zahlreiche interessierte Bürger, die sich mittels der Podiumsdiskussion ein Bild von den drei Bürgermeisterkandidaten machen wollten.

Nach einer kurzen Erläuterung des Wahlprocederes durch die Jugendbeauftragte übernahm Moderator Claus Gehr das Zepter und richtete zur Einführung einige Fragen an die Kandidaten Konrad Meier, Dr. Diana Hehenberger-Risse und Georg Thaler, um auf diesen Weise den Einstieg in die Diskussion mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu erleichtern. So wollte er unter anderem von den dreien wissen, warum und mit welchen Visionen sie zur Wahl angetreten seien.

Unterschiedliche Ansätze der drei Kandidaten
Georg Thaler möchte nicht nur den Tagestourismus und das Kulturmanagement ausbauen, sondern zudem den Volksfestplatz verlegen, um auf dem derzeitigen Platz einen Supermarkt ansiedeln und die Nutzung des Wiendl-Geländes unter Beteiligung der Bevölkerung eruieren zu können. Hehenberger-Risse möchte in Sachen Kanal- und Straßenbau Schadensbegrenzung betreiben, Meier seine bisherige Arbeit fortsetzen. Die Vorteile der Gemeinde sah er in der Vielfalt der Ortsteile, war sich sicher, dass sich junge Menschen in diesem Ort wohlfühlen können, während die finanzielle Lage der Gemeinde lediglich schlecht geschrieben und geredet werde. Von einem „schönen und beschaulichen Ort“ in einer schönen Landschaft sprach Hehenberger-Risse. Auf die Frage, wie man den Ort für Jugendliche interessanter gestalten könnte, antwortete sie mit dem Ausbau der Kinderbetreuung, der Ausweisung von ökologischen Baugebieten, der Ansiedlung von Gewerbebetrieben und einer Änderung des Internetauftritts. Thaler setzte generell auf die Nähe zu Regensburg, wollte daher die gute Anbindung an die Stadt besser vermarkten, um auf diese Weise den Ort noch interessanter für Zuzüge zu machen. Im Übrigen wollte er den kulturwirtschaftlichen Nischenbereich wieder mit mehr Leben füllen und mit Hilfe von gezieltem Marketing die Aufmerksamkeit auf die Gemeinde als attraktiven Wohn-, Tourismus- und Gewerbeort lenken. „Für mich ist Kultur, was in den Vereinen stattfindet“, umriß Meier seine Vorstellungen in diesem Punkt.

Jugendthematik
Von Gehr erneut auf die Jugendthematik angesprochen regte Hehenberger-Risse einen Disco-Bus an. Ein Vorschlag der von Thaler jedoch mit dem Hinweis auf die Bahnfahrpläne gekontert wurde. Die Bürgermeisterkandidatin wollte zudem den Jugendtreff und Vereinsjugendarbeit weiter ausbauen, weitere Sportarten anbieten, eine Nachmittagsbetreuung für die Schulkinder in der Schule, sprich einen Hort einrichten. In letzterem Punkt wurde sie jedoch ebenso wie in Bezug auf die Ganztagsbetreuung darauf hingewiesen, dass es diese Einrichtungen in Beratzhausen bereits gibt. Meier habe Events und Jugendaktivitäten wie Ccumpaxe und Aktionen auf dem Wiendl-Gelände bewußt absterben lassen, kritisierte Thaler die Politik in den vergangenen Jahren und erinnerte daran, dass die Vereine zwar gute Arbeit leisteten, man damit jedoch nicht alle Jugendlichen anspreche. „Man muss den jungen Leuten zubilligen, dass sie ihre Freizeit gestalten wie sie es wollen, ihnen im bestimmten Rahmen Freiräume einräumen und daraus etwas erwachsen lassen“, umriß er seine Vorstellungen und erntete postwendend Applaus. Ergänzend hierzu schlug er die Ausweisung einer Downhillstrecke beim Skilift, einen Kletterfelsen und ähnliche Attraktionen vor.

Rechenbeispiel in Sachen Wiendl-Areal
Im Anschluß an die zum Teil sehr ausführlichen Statements konnten die jungen Erwachsenen selber ihre Fragen stellen und die erstreckten sich über die gesamte politische Bandbreite. So rechnete ein junger Mann angesichts der Optionsvertragskonditionen für das Wiendl-Gelände vor, dass die Gemeinde im Falle von auf dem Gelände befindlichen Schadstoffen bei einem Verkauf bis zu 80.000,-- Euro draufzahlen würde, da dann die Abbruchkosten laut Thaler bis zu 500.000,-- Euro betragen könnten. Während Thaler statt eines Totalabrisses mit der vorhandenen und von Fachleuten für gut befundenen Bausubstanz etwas gestalten wollte, konnte Meier auf dem Areal nichts Erhaltenswertes sehen und ging davon aus, dass die Kosten für den Abbriß bei sauberer Trennung der kontaminierten Stoffe bei rund 200.000,-- Euro liegen werden. Er signalisierte zudem, dass der englische Investor in den Optionsvertrag mit der Norma einsteigen würde. Mit einem Blockheizkraftwerk wollte Hehenberger-Risse das Areal bestücken, um auf diese Weise Norma, Edeka, Schule und Kindergarten mit regenerativer Energie sowohl wärme- als auch stromtechnisch zu versorgen. Nach ihren Ausführungen, wie sie sich die Energiewende in Beratzhausen generell vorstellen könnte, wurde sie von einem Veranstaltungsbesucher allerdings gefragt, wo sie sich als Umweltbeauftragte in den vergangenen sechs Jahren aufgehalten habe. Sie habe unter anderem die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung der Sanierung des Wiendl-Hauses gemacht und eine Stellungnahme zu einer Biogasanlage erstellt, gab sie bekannt und vertrat die Ansicht, dass es nicht ihr Job sei, den Verantwortlichen „nachzurennen“. Angesichts der Frage, wie er denn die Mittelschule wieder beleben wolle, ging Thaler kurz auf die Hintergrundfakten ein und konnte bekannt geben, dass das Schulamt Beratzhausen im Schulverbund des westlichen Landkreises „mit offenen Armen“ aufnehmen würde.

Thaler will Ausgabenseite auf Prüfstand stellen
Eine weitere Frage aus dem Publikum ging in Richtung Senkung des kürzlich angehobenen Gewerbesteuerhebesatzes. Meier sah hinsichtlich der Höhe dieser Steuern kein Entscheidungskriterium in puncto Ansiedlung. Anstatt die Steuern zu erhöhen, wollte Thaler jedoch lieber die Ausgabenseite der Gemeinde auf den Prüfstand gestellt sehen und stellte in diesem Zusammenhang exemplarisch die hohen Kosten für die Krippen- und die Wiendlhaussanierung in Frage. Ausgaben, die seitens Meiers jedoch intensiv verteidigt wurden.